mit neuer Musik von Einar Stray, Wiley, Susanne Blech, Ash, Emmy The Great, Pepe Deluxe, Massendefekt & dem „Clubbers Guide 2012“.
// Bereits in unseren Live-Charts des vergangenen Jahres konnten wir nicht anders, als das kleine, aber feine Konzert von Einar Stray im Rahmen der „Popkomm“ zu den schönsten Momenten des Jahres zu zählen. Man hatte bisweilen das Gefühl, man würde soeben der Reinkarnation von Arcade Fire im intimen Rahmen beiwohnen. Da stimmte einfach alles. Alle Anwesenden starrten wie gefesselt in Richtung Scheinwerferlicht, wo sich Klavierklänge mit Streichern und Chorgesängen vereinten. Ein erstes Tondokument dieses fulminanten Live-Ensembles erscheint nun über das Label „Sinnbus“ und liefert sieben Stücke, die es auf insgesamt 50 Minuten Spielzeit verteilt sind. Die Band nimmt sich Zeit zum Improvisieren und lässt ihre Musik auf diese Weise von Höhepunkt zu Höhepunkt stolpern. Allein der gleichnamige Opener des „Chiaroscuro“ betitelten Albums ist sein Eintrittsgeld wert und dürfte dafür sorgen, dass dieses Kollektiv schon bald über den Status des Geheimtipps hinauswächst. In dieser Musik dürften sich alle Fans von Bright Eyes bis Sigur Rós wieder finden, sie bekommen aber trotzdem einen vollkommen eigenständigen, vor Leidenschaft nur so strotzenden Sound vor den Latz geknallt, den man nie wieder missen möchte. Dafür gibt’s „Standing Ovations“, Einar Stray. Und das sogar vom heimischen Wohnzimmer aus.
// All jene, die hinsichtlich Dizzee Rascal urplötzlich das Weite gesucht haben, als Selbiger in Richtung Ballermann-Disco abzubiegen gedachte, dürfen sich nun zurücklehnen und die Strapzierfähigkeit ihrer Bassboxen anhand der neuen Platte eines alten Bekannten überprüfen. Dizzees alter Roll Deep-Weggefährte Wiley hat sich nämlich auch auf seinem achten Solo-Album nicht dem Massengeschmack untergeordnet. Tracks wie „Evolve Or Be Extinct“ überschlagen sich geradezu vor wütenden Elektro-Attacken. Die ballernden Grime-Sounds, die des Protagonistens Sprechgesang unterfüttern, lassen deine Zimmerwände im Takt vibrieren, bis der Putz letztlich abbättert. Mit dieser Scheibe setzt Wiley ein Ausrufezeichen und macht allen alten Fans gegenüber deutlich, dass er nach seinem letztjährigen Kassenschlager „100% Publishing“ keineswegs auf Frührentner-Modus schalten möchte. Wer da nicht durchdreht, ist selber schuld. Wir jedenfalls feiern diesen Sound.
// Rundum glücklich werden dürften alle Audiolith-Anhänger mit dem aktuellen Album der Elektro-Formation Susanne Blech. Der Erstling „Triumph der Maschine“ wildert im Grenzgebiet von D.A.F. und Mediengruppe Telekommander, außerdem sind mit Danja Atari und Egotronic illustre Gaststars am Start. Die Überhits „Vietnam, Dance!“ und „Alle Tiere wollen in den Zoo“ dürften schon in kürze die Jugendzentren des Landes in helle Aufregung stürzen. Wer auf hymnisches Elektro-Geballer mit einzelnen, vertrackten Ausbrechern steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich. Denn bei Susanne Blech laufen „die Maschinen heiß“. Sympathische Songtitel, wie „Robocop hätte geschossen“ gibt’s inklusive. Soll heißen: Ein echter Geheimtipp! Wir fordern: Mehr davon bitte.
// Einen echten Rundumschlag an Histingles schütteln die Kollegen von Ash in diesen Tagen aus dem Ärmel. Nachdem sie erst vor Kurzem ihr Projekt in die Tat umgesetzt haben, eine Single-Kollektion anhand der Buchstaben A bis Z zu veröffentlichen (die noch dazu zum Besten gehört, was die Band in den letzten Jahren veröffentlicht hat), versammelt die britische Band um Sänger Tim Wheeler nun ihre bis dato größten Gassenhauer auf einem Silberling. Dass das Bonus-Material diesmal äußerst spärlich ausfällt (mit „Jack Names The Planet“ ist lediglich ein oller Gassenhauer aus der Frühphase der Jungs in neu editierter Form auf der Scheibe vertreten), wickeln sie einen mit den zahllosen Hits der Marke „Girl From Mars“, „Shining Light“, „Oh Yeah“, Burn Baby Burn“ und „Sometimes“ geradezu spielend um den Finger. Neuer Songs wie „Arcadia“ und „Return Of The White Rabbit“ machen darüber hinaus deutlich, dass die Band ihr Pulver auch nach dem großen Hype noch nicht verschossen hat. Wir freuen uns deshalb auf Weiteres und hoffen, dass die Band entgegen der eigenen Bekundungen doch irgendwann mal wieder ein reguläres Album veröffentlicht.
// Dass Emmy The Great dazu imstande ist, zauberhafte Melodien für weihnachtliche Momente aus dem Ärmel zu schütteln, hat Selbige erst vor kurzem mit ihrem Herzallerliebsten Tim Wheeler, seines Zeichens Sänger der vorab erwähnten Kollegen von Ash, unter Beweis gestellt. Zuvor allerdings ist auch noch ein Solo-Album der sympathischen Liedermacher-Lady erschienen, welches sie aus dem Stand in eine Reihe mit Kolleginnen wie Kate Nash und Lily Allen bugsiert. „Virtue“ lebt von seinen sympathischen Tracks über „Dinosaur Sex“ und einen „Paper Forest“. Die doppelbödigen Lyrics, das märchenhafte Tim Burton-Gedächtnisartwork, die facettenreiche Stimme der Protagonistin, all das zusammen macht dieses Album zu einem echten Ereignis. „Virtue“ sollte allen gefallen, die sich schon am schrägen Charme der TV-Serie „Pushing Daisies“ ergötzten. Wir freuen uns auf Weiteres.
// Wer auf groß angelegte Pop-Epen steht, der ist beim aktuellen Werk der Ex-„Levis“-Vertoner Jari Solo und Paul Malström an der richtigen Adresse. Die beiden fabrizieren unter ihrem Alter Ego Pepe Deluxe nämlich ein vielschichtiges Konzeptwerk (sie selbst nennen es eine esoterische Pop-Oper) namens „Queen Of The Wave“. Was anfangs wie eine Wiederauferstehung des zeitlosen Schaffens der Doors anmutet, mündet schnell in ein Sammelsurium der Kuriositäten. Die zwölf Songs sprudeln geradezu über vor Kreativität und würden sich auch ganz vorzüglich für ein Zirkus-Musikal im Stile der TV-Serie „Carnivale“ eignen. Unbedingt empfehlenswert.
// Alle Fans von Serum 114 und den Broilers dürfen sich in diesen Tagen über das neue Album der Düsseldorfer Band Massendefekt freuen. „Tangodiesel“ legt gleich zu Beginn einen hymnischen Knaller namens „Überlebt“ vor, der jeden Fan der Toten Hosen auf Wolke Sieben schubsen sollte. Nach zwölf satten Punkrock-Songs, die einen hohen Mitsingfaktor ausstrahlen, bekommen die Fans darüber hinaus noch eine fulminante Zugabe in Form einer Extra-Cd, die elf alte Knaller im neuen Gewand beinhaltet. Wer bisher noch nicht auf den Geschmack gekommen ist, bekommt zum zehnjährigen Jubiläum der Jungs auf diese Weise die Möglichkeit, sich auf die anstehenden Live-Shows einzustimmen. Also Regler rauf und mitgrölen.
// Wie jedes Jahr erscheint auch anno 2012 wieder eine aktuelles Ausgabe des „Clubbers Guide“ aus dem Hause Ministry Of Sound. Hinter den Reglern Platz genommen hat mal in diesem Jahr erneut Jean Elan, der die gespannte Hörerschaft zielsicher durch die zeitgenössischen Sound-Landschaften des vergangenen Jahres geleitet. Auf drei Silberlingen versammeln sich unzählige Tanzflächen-Hits aus dem Hause Fritz Kalkbrenner und Duck Sauce. Auch Fatboy Slim hat es im imposanten Duell mit Moguai auf eine der Scheiben geschafft. Die illustre Riege wird ergänzt um gelungene Adaptionen von Adeles „Set Fire To Rain“ (im „Thomas Gold Remix“) und James Blunts „Dangerous“ („Deniz Koyu & Johan Wedel Remix“). Wer da nicht die Hände in die Luft reißt und sich ins Blitzlichtgewitter stürzt, verliert den Verstand. Diese Compilation agiert getreu dem Motto: Partyalarm über die volle Distanz. Da kann man nur abdrehen oder abwinken. Am Ende bleibt es eure Entscheidung. Wir lesen uns beim nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?