mit neuer Musik von Gary, Birdy, Caligola, Michael Kiwanuka, Skeleton Key, Paul McCartney, Rauschenberger & The Cranberries.
// Nach ihrem gelungenen Comeback-Album haben sich die Jungs (und das Mädel) von Gary im vergangenen Jahr die Zeit genommen an neuen Songs zu feilen. Die ersten Eindrücke bei Live-Konzerten ließen auf Großes hoffen, was sich nun auch auf Albumlänge bestätigt. Noch nie klang diese Band so selbstsicher und melodieversessen wie heute. Da werden sofort schöne Erinnerungen an die längst verblichenen Kollegen von Miles oder The Electric Club wach. Klassischer Indie-Pop nennt sich das, was Gary hier aus dem Hut zaubern. Es ist Musik zu der man knutschend auf Frühlingswiesen herumrollen möchte. „Hey Turtle – Stop Running“ ist eines dieser schillernden Pop-Alben, von denen es heute nur noch ganz wenige gibt. Teenage Fanclub und die Smoking Popes lassen grüßen. Und es scheint fast so, als würde sich das Rad der Zeit zu dieser Musik wie von alleine zurückdrehen. Also, werte Fans von Yuck und Girls. Falls ihr Gary noch nicht kenneglerent haben solltet, hört mal rein.
// Die Sängerin Birdy zählt in England bereits zu den Shooting Stars des Jahres. Ihr gleichnamiges Debütalbum ruft in diesem Zusammenhang erst einmal schöne Erinnerungen an die Musik von Sophie Hunger wach. Birdy hat nämlich ebenfalls eine Vorliebe fürs Piano, schafft es aber trotzdem immer wieder überraschende Momente in ihre Songs einzubauen. Gänsehautatmosphäre kommt spätestens auf, wenn sie die Coverversion von The Postal Services „The District Sleeps Alone Tonight“ aus dem Ärmel schüttelt. Überhaupt ist es bemerkenswert, welch zauberhafte Facetten sie diversen Liedern von Bon Iver bis The XX auf diesem „Cover“-Album abringt. Wer auf Piano-Pop steht, sollte unbedingt mal reinhören. Dieser Hype hier hält, was er verspricht.
// Alle Fans von Mando Diao sollten jetzt mal die Ohren spitzen. Unter dem Namen Caligola haben sich Gustaf Norén und Björn Dixgård daran gemacht, ihrem musikalischen Gesamtwerk ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Mando Diao existieren natürlich trotzdem weiter. Mit Caligola möchten die beiden dafür lieber ihrem Hang zum Experimentieren frönen und knallen uns ein abwechslungsreiches Pop-Album vor dem Latz, das sich überhaupt keine Gedanken über irgendwelche Stilgrenzen macht. Stattdessen packen die Jungs ein Saxophon und eine Trompete ein und entführen uns nach dem gewöhnungsbedürftigen Intro (das wirklich Schlimmstes befürchten lässten) in Jazz- und Gospel-Gefilde. Nach 15 Stücken ist man als Hörer dann so richtig durchgerüttelt, muss aber feststellen, dass man schon lange kein gleichzeitig so vielseitiges und durchgehend mitreißendes Werk mehr vor den Latz geknallt bekommen hat. Lediglich auf das Atari-Pop-Experiment „Mr. Morris“ hätten sie am Ende vielleicht besser verzichten sollen. Ansonsten ist „Back To Earth“ ein gelungener Zeitvertreib, der einem die Wartezeit auf das nächste offizielle Release verkürzt.
// Wer auf packende Soulmusik steht, der sollte sich das aktuelle Album von Michael Kiwanuka auf keinen Fall entgehen lassen. Durch seiner Tour mit Adele und Laura Marling dürfte inzwischen eine äußerst breite Hörerschaft auf den begnadeten Musiker aufmerksam geworden sein. „Home Again“ versammelt zehn emotionale Prachtstücke des Londoner Musikers, dessen Vorliebe für Bob Dylan und Otis Redding man den Songs jederzeit anhört. Trotzdem ist „Home Again“ weit mehr als nur eine gelungene Referenz an einige der größten Künstler der Popgeschichte. Es ist ein Werk, das einen auf der Stelle in den nächsten Sessel schubst und in nostalgische Gefilde abdriften lässt. Warum ist traurige Musik eigentlich immer so schrecklich… schön?!
// Alle Fans von Fugazi und Konsorten sollten jetzt mal die Lauscher aufsperren. Nachdem es in den vergangenen Jahren ziemlich ruhig geworden ist um die New Yorker Krawallmacher von Skeleton Key, knallen sie uns nun ein neues Brett vor den Kopf. „Gravity Is The Enemy“ nennt sich das erste musikalische Lebenszeichen der Jungs seit sechs Jahren. Und auch, wenn sie erst vor kurzem im Rahmen eines Theaterstücks an der Brooklyn Academy Of Music aufgetreten sind, war mit einem solchen Befreiungsschlag nicht zu rechnen. Der betörende, basslastige, äußerst groovige Sound der Scheibe dürfte auch zahlreiche Fans von Queens Of The Stone Age begeistern. „Gravity Is The Enemy“ ist eine intensive Ganzkörper-Massage für deine Bassboxen. Bleibt am Ende nur zu hoffen, dass man die Band demnächst auch wieder Live auf der Bühne erleben darf. Unsere Nackenmuskeln warten nämlich schon darauf, weiter strapziert zu werden.
// Paul McCartney hat als Solo-Musiker bereits zahlreiche Beatles-Fans für immer verkrault. Mit seinem aktuellen Album „Kisses On The Bottom“ gelingt ihm das Kunststück, sich mit den Eltern der ehemaligen Beatles-Fraktion zu versöhnen. Auf seinem aktuellen Album widmet sich McCartney den verswingten Schmachtfetzen, welche in seiner Jugend tagein tagaus im Radio gespielt wurden. Zusammen mit Diana Krall am Piano begibt er sich auf Spurensuche und hat sogar Eric Clapton und Stevie Wonder als Ehrengäste ins Studio eingeladen. Ältere Semester dürften demnach auch sofort in schönen Erinnerungen an ihre eigene Jugend schwelgen. Der Rest der werten Hörerschaft freut sich über diesen theatralischen Reigen an Songs, die jeden Jazz- und Swing-Fan auf Glückseligkeits-Modus schubsen. Es kann manchmal einfach nicht schaden, einen Schritt zurückzutreten, bevor man seinen Blick wieder nach vorn richtet. Ein alles in allem gelungener Befreiuungsschlag für einen ganz großen Musiker.
// Wer auf deutschsprachige Pop-Musik steht, sollte sich mal das aktuelle Album von Rauschenberger zu Gemüte fehren. Fans von Tele dürften vor Freude die Tränen in die Augen steigen, denn „Alles fließt“ ist ein wirklich emotionales Unterfangen. Die beiden Musiker Daniel Rauschenberger und Lars Ehrhardt haben sich vor drei Jahren an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater kennen gelernt und nach ihrem 2009er Debüt nun ihren zweiten Streich veröffentlicht. Man merkt dem Duo an, dass im Studio viel Wert auf Perfektion gelegt wurde, das tut der positiven Grundstimung aber keinen Abbruch, weil die Songs trotzdem nie übermäßig zugegleistert wirken. Fazit: Kein übermäßig berauschendes Album, aber eines, das man sich durchaus mal anhören kann.
// Und man glaubt es kaum. Die Cranberries haben sich doch tatsächlich auf ihrer alten Tage hin nochmal dazu durchgerungen ein neues Album aus dem Ärmel zu schütteln. „Roses“ macht in diesem Zusammenhang genau dort weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Die Songs bewegen sich im allesamt Midtempo-Bereich und sind ein gefundenes Fressen für jeden Radio-Pop-Hörer. Ein ebenso großer Hit wie „Zombie“ ist leider nicht drauf, trotzdem dürfte das Album für einige schöne A-Ha-Effekte beim Hörer sorgen. „Roses“ lebt vom Nostalgieeffekt. Stellt sich eigentlich nur noch die Frage, wann die 4 Non Blondes jetzt endlich mal nachlegen?! Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?