mit neuen Büchern von Milena Michiko Flašar, Oliver Uschmann, Katie-Arnold-Ratliff, Simone Felice und Matthias Stolz & Jörg Block.
// Wir möchten jetzt erst mal dazu aufrufen den Buchtitel „Ich nannte ihn Krawatte“ zum Besten des Jahres zu küren. Die Wienerin und Halbjapanerin Milena Michiko Flašar hat unter dem Banner ein Buch veröffentlicht, dass sich sehr gekonnt mit den Fallstricken unserer Leistungsgesellschaft auseinander setzt. Das Werk dreht sich um zwei auf den ersten Blick unterschiedliche Menschen, die ein gemeinsames Schicksal verbindet: sie sind beide Außenseiter.
Ihr Dasein auf dem Abstellgleis wiederum resultiert aus ihrem Unmut über den Stand der Dinge. Wer sagt denn bitteschön, dass die Welt sich nur weiterdreht, wenn alle dem Leistungsprinzip frönen? Und so treffen sich die beiden Charaktere eines Nachmittags zufällig im Park. Sie beginnen zu plaudern und schon fügt sich eins zum anderen. Sie verstehen sich. Erzählen von dem Gefühl der Ohnmacht, dass sie beide durchdringt. Von Hoffnungen, von Ängsten, von glücklichen Momenten in ihrem Leben. In poetischer Sprache schreitet die Handlung voran und man fühlt sich als Leser zunehmend mit der Frage konfrontiert, ob der eigene Lebensweg eigentlich der ist, für den man sich tief drinnen entschieden hätte, wenn einem wirklich alle Türen offen gestanden wären? Man sollte sich ein wenig Zeit nehmen für dieses Buch. Es vielleicht wirklich auf einer Parkbank lesen und das bunte Treiben um sich herum auf sich wirken lassen. Sich fragen, was diese Menschen wohl antreibt. Was einen selbst wohl antreibt. Mit „Ich nannte ihn Krawatte“ wirft Milena Michiko Flašar die Frage auf, ob es nicht vielleicht doch möglich ist, als Mensch aus dem Rahmen zu fallen, ohne dass das Selbstbild darunter leidet. Wir jedenfalls hoffen das…
// Oliver Uschmann ist seit über 20 Jahren auf diversen Musikevents aktiv. Ob als Gast oder hinter den Kulissen kennt er das bunte Treiben vor und hinter der Bühne aus dem FF. In seinem Werk „Überleben auf Festivals“ konzentriert er nun seinen geballten Erfahrungsschatz auf das Wesentliche und präsentiert seinen Lesern einen lustigen Rundumschlag in Sachen Festivalwahnsinn. Der Autor, der in den vergangenen Jahren mit der Reihe „Hartmut und ich“ seinen Bekanntheitsgrad ordentlich zu steigern wusste, widmet sich in seinem Werk den unterschiedlichen Prototypen, die auf dem Festival-Gelände ihr Unwesen treiben. „Die Gattungen der Besucher“ umfassen alles vom „Barbaren“ bis zur „Lese-Lara“. Auch dem „Bollo“ und der „Betty“ wird ein Abschnitt gewidmet. Anschließend wird dann über Verhaltensrituale fabuliert und Musikergattungen durchdekliniert. Abhandlungen zum Thema Ernährungsberatung und Siedlungsbau dürfen natürlich auch nicht fehlen. All das macht „Überleben auf Festivals“ zu einem sympathischen Begleiter in verrockten Lebenslagen. Außerdem steigert das Buch jetzt schon die Vorfreude auf die anstehende Festivalsaison. Das Beste aber ist: wir haben vier Exemplare zum Verlosen für euch. Wer bei dem Gewinnspiel mitmachen möchte, schickt uns eine Mail mit dem Stichwort „Uschmann“ an die Addi contact@zuckerkick.com. Anschrift nicht vergessen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
// Die Autorin Katie-Arnold-Ratliff wurde 1982 in Sacramento geboren und hat sich in den vergangenen Jahren als Autorin für „The Oprah Magazin“ einen Namen gemacht. Nun legt die 31jährige ihren ersten Roman vor und erzählt darin die Geschichte eines folgenschweren Strandausflugs. Ein junger Lehrer namens Francis macht sich mit einer Gruppe von Zweitklässlern auf, die örtliche Umgebung zu erkunden. Blöderweise stößt die Gruppe dabei auf die Leiche einer jungen Frau, die von der Golden Gate Bridge gestürzt ist. Je länger Francis über den Vorfall nachdenkt, umso fester ist er davon überzeugt, dass es sich bei der Toten um eine gewisse Nora handelt. Selbige wiederum war einst die Liebe seines Lebens und ist vor zwei Jahren urplötzlich aus seinem Leben verschwunden. Kurz nach dem Fund bricht das ganze Drama wieder über den jungen Lehrer herein und zwingt ihn, sich endgültig mit den Geistern seiner Vergangenheit zu befassen. Die poetische Sprache des Romans und der psychologische Tiefgang sorgen dafür, dass man als Leser regelrecht mitleidet mit dem Protagonisten. Man erlebt, wie der Vorfall an Francis rüttelt, ihn ins Wanken bringt und letztlich sein ganzes Leben auf den Kopf stellt. Was unerfüllte Liebe anrichtet: darum geht es in „Was uns bleibt“ – einer Geschichte, die den Leser selbst immer wieder dazu bringt, der eigenen Vergangenheit ins Gesicht zu sehen.
// Ein echtes Schmankerl – nicht nur für Musik-Fans – erscheint in diesen Tagen beim Verlag „Heyne Hardcore“. „Black Jesus“ von Liedermacher Simone Felice (aus dem Hause der Felice Brothers und The Duke & The King) erzählt eine tiefschürfende Liebesgeschichte von zwei verlorenen Seelen, die ziellos auf Erden herum wandeln. Black Jesus, der Protagonist des Buches, welcher eigentlich Lionel White heißt, hat bei einem Anschlag im Irak sein Augenlicht verloren. Zurück in der Heimat versucht er die Geschehnisse zu vergessen und lernt eine junge Tänzerin namens Gloria kennen. Sie trägt ähnlich schwer an ihrem eigenen Schicksal und so kommen sich die beiden einsamen Seelen schrittweise näher. Simone Felice erzählt in seinem Roman die Geschichte von Menschen, die irgendwann auf der Strecke geblieben sind. Von Personen, die das System wieder ausspuckte und für die es scheinbar keine Möglichkeit auf Rückkehr gibt. „Black Jesus“ ist die Geschichte zweier Gescheiterten, die versuchen sich noch einmal ans Licht zurück zu kämpfen. Die sich nicht länger verstecken wollen hinter einer „Stevie Wonder“-Sonnenbrille, weil sie vom Leben gezeichnet sind. Sie möchten leben – und zwar nach ihren Vorstellungen. Und erreichen auf diese Weise ein Empfinden von Freiheit, dass sie längst verloren geglaubt hatten. „Black Jesus“ ist in bewegendes Buch.
// Regelmäßige Leser des Magazins der Wochenzeitung „Die Zeit“ wissen, was sie jetzt erwartet. Im Knaur-Verlag erscheint eine neue „Deutschlandkarte“ in gebundener Fassung. Matthias Stolz und Jörg Block versprechen „102 neue Wahrheiten“ über das Leben hierzulande aus dem Ärmel zu schütteln und es ist ein aufschlussreicher Spaß sich durch die unterschiedlichen Erhebungen zu wühlen. Im Rahmen des Werkes wird in diesem Zusammenhang nicht nur die Bioladen-Dichte in den einzelnen Bundesländern ermittelt und grafisch dargereicht, sondern auch Politisches wie zum Beispiel das Thema „Rechte Gewalt“ aufgegriffen. Darüber hinaus bekommt man interessante Informationen über Cola-Sorten, Schwimmbadnamen, Stadtstrände, 3-D-Kinos, Wildschweine, Knöllchen, Eiscafés, Kampfhunde, Lokalzeitungen, Zivis, Fernsehserien und vieles mehr. Die kurzen Texte ergänzen die Landkarten mit schmissigen Hintergrundinformationen und machen die aktuelle Ausgabe der „Deutschlandkarte“ zu einem ebenso informativen wie kurzweiligen Vergnügen. Wer also wissen möchte, wo der Strom besonders „öko“ ist oder die Menschen besonders dick, der sollte unbedingt mal reinschauen. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Mal.
UND WAS NUN?