mit neuer Musik von Chiddy Bang, Odd Future Wolf Gang Kill Them All, Fun., The Magnetic Fields, den Compilations „British Hit Parade 1961 – Part 1 & 2“, The Shins und Slagsmalsklubben.
// Vor kurzem erst hat ein aufstrebender junger Rapper aus hiesigen Gefilden via „Twitter“ die Frage in den Raum geworfen, ob man eigentlich einen MP3-Download zurückgeben kann. Gute Frage eigentlich? Allerdings lag das Problem in diesem Zusammenhang nicht an der Musik, die aus seinen Boxen strömte, sondern daran, das versehentlich die zensierte Version ohne Schimpfwörter geordert wurde. Darüber, dass bestimmte „Ausdrücke“ hinter Pieptönen oder „Whoo Whoos“ versteckt werden, wird seid Jahren intensiv diskutiert und gerade im Falle des vorliegenden Albums von Chiddy Bang (auf welches sich auch der „Twitter“-Eintrag des besagten Musikers bezog), erübrigt sich die Diskussion eigentlich. Denn bei den Jungs geht es vor allem um den Spaß an der Sache. Ihr Album ist ein einiziges Sammelsurium an nerdigen Tracks, die man einfach nur abfeiern möchte. Zur Single „Ray Charles“ wurde noch dazu ein kongeniales „Video“ aus dem Ärmel geschüttelt, was auch den letzten Zweifler überzeugen sollte. Es ist zwar ein bißchen schade, dass sich die MGMT-Hommage „Opposite Of Adults“ nicht auf diesem Silberling wiederfindet, ansonsten aber gibt es an „Breakfast“ rein gar nichts auszusetzen. Die elektronischen Beats rufen schöne Erinnerungen an die Mitchell Brothers wach und Songs wie „Handclaps & Guitars“ und „4th Quarter“ werden die Anwesenden auf den örtlichen Tanzflächen in pure Euphorie stürzen.
// Und es ist kaum zu glauben. Nach sage und schreibe vier Jahren erscheint mit „The Of Tape Vol. 2“ doch tatsächlich das erste offiziell Album der durchgeknallten Rap-Crew Odd Future Wolf Gang Kill Them All (oder kurz: Odd Future, oder noch kürzer OFWGKTA). Der Name basiert übrigens auf dem Debüt-Mixtape der Band, das bereits 2008 erschien und einen regelrechten Hype um die Band auslöste. Nachdem Tyler, The Creator vor geraumer Zeit mit seinem gefeierten Solo-Debüt um die Ecke bog, kommt man nun in den Genuss der ganzen Crew um die Rapper Hodgy Beats, Earl Sweatshirt, Domo Genesis, Mike G und Sänger Frank Ocean. Passend dazu fallen natürlich auch hier mal wieder diverse Schimpfwörter bereits im ersten Satz. Man wäre aber falsch beraten, diese Crew lediglich auf ihre provokante Attitüde zu reduzieren. Es gibt derzeit einfach kaum eine andere Formation, die so unberechenbare Rap-Musik aus dem Ärmel schüttelt. In diesem Zusammenhang werden auch diesmal wieder schöne Erinnerungen an die Frühphase des Wu-Tang-Clan wach. Bleibt nur zu hoffen, dass die Band sich auch in Zukunft ihre Unbekümmertheit behält.
// Nachdem ihr zauberhaftes Debütalbum „Aim And Ignite“ aus dem Jahr 2009 deutschlandweit vollkommen untergegangen ist, machen sich die Jungs von Fun. nun daran auch hierzulande ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Im direkten Vergleich mit Panic At The Disco und Mika waren sie soweiso schon immer die bessere Alternative und nachdem gleich zu Beginn die großen Hits „Some Nights“ und „Carry On“ aus dem Ärmel geschüttelt werden, stellt sich in der zweiten Hälfte das Albums dann auch wieder dieser Hauch von Queen-Atmosphäre ein, wenn Songs wie „Who Am I The One“ oder „All Right“ aus den Boxen strömen. Mit „Some Night“ legen es Fun. nun endgültig darauf an, den großen Durchbruch zu schaffen. Und mit „We Are Young“ (zusammen mit Janelle Monáe) haben sie auch das passende Argument im im Gepäck, um in den Single-Charts erfolgreich zu sein. Ich empfehle trotzdem allen Hörern sich neben diesem Album nochmal den gelungenen Erstling vozunehmen. Es lohnt sich.
// Nachdem sich die Magnetic Fields auf ihren letzten Alben weitestgehend auf handgemachte Sounds beschränkt haben, kehren sie nun in musikalischer Hinsicht zu ihren Wurzeln zurück. „Love At The Bottom Of The Sea“, das aktuelle Album der Band, welches erstmals beim renommierten Label „Domino Records“ veröffentlicht wird, strotzt nur so vor synthetischen Sounds, welche das klassische Pop-Korsett zahlreicher Tracks unterfüttern. Über fünfzehn Runden bekommt man auf diese Weise einen interessanten Stilmix präsentiert, der wohl noch am Ehesten mit dem Sound von The Tough Alliance oder diversen, poppigeren Flaming Lips-Songs vergleichbar ist. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie sich Post-Lagerfeuer-Musik im synthetischen Gewand anhört, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich. Den Magnetic Fields gelingt mit diesem Album ein echter Befreiuungsschlag. Es lebt gar nicht so sehr von den zahllossen Effekten, sondern von den famosen Songs. Mastermind Stephin Merritt hat ganze Arbeit geleistet. Hoffen wir, dass es nicht allzu lange dauert, bis der Nachfolger erscheint. Denn diese 34 Minuten und 13 Sekunden sind einfach viel zu schnell vorbei.
// Ein echtes Wahnsinnspakt in großformatiger Verpackung erscheint derweil aus dem Hause „Fantastic Voyage“. Auf jeweils sechs Silberlingen versammeln die beiden Boxen der „1961 British Hit Parade“ alle New-Entrys in die damaligen britischen Charts. Darüber hinaus finden sich auch zahlreiche Gassenhauer aus den damaligen Hitlisten des New Musical Express (kurz: NME), den Record Retailer Top 50 und dem Melody Maker auf den Scheiben. Die gelungene, sehr schlichte Verpackung macht „Britain´s Greatest Hits Volume 10“ nicht nur zu einem gefunden Fressen für Zeitzeugen, sondern auch für all jene, die sich intensiv mit der britischen Pop-Geschichte auseinander setzen möchten. Wie auch in den einzelnen Ausgaben der „Counter Culture“-Reihe aus dem Hause „Rough Trade“ finden sich hier zu allen Songs kleine Anektoden und Informationen in einem beiligend Booklet – das man eigentlich fast schon ein kleines Buch nennen darf, welche den damaligen Zeitgeist treffend wiederspiegeln. Wer weiß denn heutzutage schon noch, dass Fats Domino damals nur noch zum Einsingen der fertig produzierten Arrangements ins Studio stapfte. Wer mehr wissen möchte, sollte sich die beiden Boxen unbedingt nach Hause holen. In musikalischer Hinsicht lassen die Sets nämlich ebenfalls keine Wünsche offen. Von Elvis Presley bis Buddy Holly sind alle großen Stars mit drauf und man wird sich die Augen reiben, zu wievielen Stücken sich sofort ein wohliges Gefühl der Nostalgie im Raum breit macht. Soll heißen: Wer auf den Sound von Chubby Checker, Ben E. King oder Benny Hill steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich. Auf der ersten Box (Januar bis Juni) finden sich 163 Tracks, auf der zweiten (Juni bis Dezember) 162 Stücke. Einen besseren Einblick in die britische Pop-Geschichte der 60er wird man derzeit kaum bekommen können.
// The Shins haben sich in den vergangenen Jahren ziemlich rar gemacht. Sänger James Mercer turtelte lieber ein wenig mit dem Beat-Bastler Danger Mouse und erschuf auf dem Debütalbum seines Projekts Broken Bells einen dynamischen Sound, von dem man hoffen durfte, dass er nun auch auf die Musik der Shins abfärbt. Das wiederum lässt sich nach den ersten Durchläufen der Scheibe zumindest bedingt bestätigen. Es finden sich zwar immer noch klassische Shins-Stücke wie „It´s Only Life“ und „September“ auf der Scheibe, ansonsten aber wird vermehrt aufs Gaspedal getreten und in Stadionrock-Gefilde abgedriftet. „Port Of Morrow“ ist ganz eindeutig darauf hin zugeschnitten, die Massen zu bedienen, ist aber trotzdem kein massentaugliches Album. Die Scheibe strotzt nur so vor Hits, hat aber überhaupt kein Interesse daran, sich mit den Releases der Killers zu messen. The Shins agieren vielmehr aus der Rolle des sympathischen Underdogs heraus und das steht ihnen außerordentlich gut.
// Die schwedische Band mit dem unaussprechlichen Namen Slagsmalsklubben macht sich auf ihrem aktuellen Album daran, vertrackte Elektro-Beats mit verrücktem Geschwafel anzureichern. Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut. Der Bandname bedeutet in diesem Zusammenhang so viel wie „Fight Club“ und bezieht sich auch auf den gleichnamigen Streifen aus Hollywood. Wer ein gewisses Faible für C64-Beats und synthetisches Geballer mitbringt, sollte mal reinhören. „The Garage“ ist ein pumpendes Biest, auf das man sich einlassen sollte, wenn man es zähmen will. Nur so viel sei gesagt: die Mühe lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?