mit neuer Musik von Der König tanzt, Alex Clare, Jack Johnson, Rufus Wainwright, Lazer Sword, The 2 Bears, Battles & Django Django.
// Zugegeben, ich hatte etwas mehr erwartet von König Boris, als ich dessen aktuelle Single zum ersten Mal im Radio gehört habe. Nach Genuss des ganzen Albums bin ich aber wieder ein Stück weit versöhnt. Der Musiker aus den Fängen von Fettes Brot gibt sich unter dem Namen Der König tanzt große Mühe auf den ganz großen Pop-Moment zuzusteuern. Alle Fans seiner gewitzten Rap-Passagen müssen allerdings weiter auf Nachschub warten. Sattdessen wird gepoppt, gesteppt und gefeiert. König Boris hat ein astreines Disco-Album veröffentlicht, das vor Hits nur so strotzt. Da fällt einem auch die grenzwertige Kostümierung des Musikers nicht mehr auf, mit welcher er erst vor kurzem zusammen mit den Ärzten bei „Roche & Böhmermann“ einen sympathischen Auftritt hinlegte. Also „Hey, was wollt ihr denn? Läuft doch alles glatt…“
// Der Londoner Sänger Alex Clare veröffentlicht nach einigen Singles nun auch endlich hierzulande sein erstes offizielles Album. „The Lateness Of The Hour“ ist ein betörendes Werk, das auf den ganz großen Pop-Moment schielt. In dem Song „Too Close“ kommt er Selbigem schon ziemlich nahe und schafft es in diesem Zusammenhang auch auf Platz 37 der britischen Charts. Überhaupt scheint sich hinter dem sympathischen Bären-Artwork etwas ganz Großes anzubahnen. Je öfter man sich diese Scheibe zu Gemüte führt, umso mehr überkommt einen das Gefühl, dass der Kerl eine einzige Hit-Maschine ist – Alex Clare wandelt in diesem Zusammenhang auf dem schmalen Grad zwischen Jamiroquai und Jamie T. ohne dabei abzustürzen. Es lohnt sich also durchaus mal reinzuschnuppern.
// Jack Johnson hat zwar vor nicht allzu langer Zeit bereits ein Live-Album aus dem Ärmel geschüttelt, nun aber hat er sich zugunsten der „Kokua Hawaii Foundation“ ein paar illustre Gäste angelacht und einige zauberhafte Live-Mitschnitte auf Silberling überführt. Mit dem Musiker auf der Bühne stehen unter anderem so renommierte Künstler wie Eddie Vedder von Pearl Jam, Ben Harper und Taj Mahal. Auch Willie Nelson, Damien Marley und Dave Matthews schauen mal auf einen Sprung vorbei und sorgen dafür, dass für eine gehörige Portion an Abwechslung gesorgt ist. „Best Of Kokua Festival“ versammelt die schönsten Klänge der vergangenen Festivals auf einer CD und strahlt über 13 Etappen die Johnson-typische Gelassenheit aus. Die Einnahmen der Scheibe kommen übrigens komplett der „Kokua Hawaii Foundation“ zugute. Dementsprechend ist das Album gleich in doppelter Hinsicht eine wirklich runde Sache.
// Rufus Wainwright stellt in der Zwischzeit sein selbsternannten „most Pop-Album“ vor und setzt sich dabei zwischen alle Stühle. Mal erinnern die neuen Songs an die Musik von Bowie, dann zollt er Freddie Mercury Tribut. Es würde mich nicht wundern, wenn er damit auch hierzulande zum großen Sprung in die Charts ansetzt. Zahlreiche Tracks von „Out Of The Game“ werden auch problemlos im Formatradio funktionieren, ohne dass sich daran groß jemand stört. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass die Musik von Rufus Wainwright plötzlich austauschbar geworden wäre. Ganz im Gegenteil: sie macht nur deutlich, dass der Musiker sich genauso als Pop-Star wie als anspruchsvoller Künstler in Szene zu setzen vermag.
// Lazer Sword sind der neueste Glücksfall aus der „Monkeytown“-Schule und veröffentlichen nun endlich ihren Album-Entwurf namens „Memory“. Die Scheibe bewegt sich auf dem schmalen Grad zwischen Tanzbarkeit und Experimentierfreude und lotet die Grenzen der elektronischen Tanzmusik aus. Schon während des vertracken Auftakts werden schöne Erinnerungen an die Kollegen von Mouse On Mars wach – spätestens aber wenn Jimmy Edgar mit seinen Roboter-Armen um sich schlägt, ist man bezaubert von diesem Sammelsurium an kruden Ideen, das leider schon nach elf Runden wieder vorbei ist.
// Während die Kollegen von Hot Chip gerade auf der faulen Haut liegen, macht sich Joe Goddard daran, mit seinem Kumpel Raf Daddy der House- und Disco-Musik zu verfallen. Unter dem namen The 2 Bears musizieren sie fröhlich drauf los und sorgen dafür, dass die Sonne hinterm Horizont empor steigt. Eine gewisse Nähe zum Sound von Hot Chip lässt sich bisweilen nicht leugnen, trotzdem gehen The 2 Bears noch eine Spur experimentierfreudiger an die ganze Sache heran. Im Gegensatz zu Hot Chip sind viele Stücke auch mehr Tracks als echte Songs, die aber schonmal von einer Country-Ballade wie „Time in Mind“ unterbrochen werden. Wer auf facettenreiche Tanzmusik steht, sollte sich dieses Album unbedingt mal reinziehen. „Be Strong“ macht einfach nur verdammt viel Spaß.
// Mit einer renommierten Riege an Gaststars treten die Battles an und lassen ihre eigenen Songs durch den Reißwolf drehen. Auf „Dross Glop“ finden sich Neuinterpretationen von The Field, Kode9, Gui Boratto, Shabazz Palaces und zahlreichen weiteren. Sie ringen den vertrackten Beat-Attacken der Band zahlreiche, ungeahnte Facetten ab und lassen die ganze Geschichte über die volle Distanz nicht langweilig werden. Darüber hinaus strahlen viele Tracks so viel Eigenständigkeit aus, dass auch Verächter von Remix-Alben mal einen Durchlauf riskieren dürfen.
// Vincent Neff (Gesang, Gitarre), Jimmy Dixon (Bass), Tommy Grace (Keyboards) und David Maclean (Drums) sind Django Django und versuchen sich auf ihrem Debüt an einer Melange an Elektro- und Rock-Musik. Mit ihrem gleichnamigen Album dürften sie in diesem Zusammenhang nicht nur diversen Indietronics-Fans ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, auch alteingesessene Doors- und Kinks-Freunde können mal reinschnuppern, weil dieser Sound hier trotz aller Experimentierfreude immer einen Hauch Nostalgie ausstrahlt. Die Vielschichtigkeit dieses Albums mag auf den ersten Blick etwas unentschlossen anmuten, hat man sich aber erst einmal eingelassen auf diese Jungs, kommt man von diesem Trip gar nicht mehr herunter. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?