mit neuen Büchern von Joe Dunthorne, Ute Scheub & Yvonne Kuschel, Kathrin Ganz & Jens Ohlig & Sebastian Vollnhals, Jay Merchant und Ina Schmidt.
// All jene, die sich bereits an der Original-Version des wunderbaren Streifens „Submarine“ ergötzten, aber bei der Dialogdichte so manchen Witz verpasst haben, können sich nun die passende Romanvorlage ins Regal stellen. Das Werk von Joe Dunthorne ist nämlich per „Penguin“ auch hierzulande im Original erhältlich und verzückt einen von der ersten bis zur letzten Seite. Mit seinen spritzigen Texten ist der Autor nicht nur Dauergast bei so renommierten Magazinen und Zeitungen, wie dem „Guardian“, der „Financial Times“ und dem „Vice“-Magzin.
Es gelingt ihm auch die Hoffnungen und Ängste eines schrägen Charakters in eine beglückende Novelle zu überführen, deren charmante Attitüde ein gefundenes Fressen für jeden Fan von „Juno“ ist. Storytechnisch dreht sich das Werk um einen fünfzehnjährigen Jungspund namens Oliver Tate, der sich mit einem depressiven Vater und einer fremdgehenden Mutter herumschlagen muss. Noch dazu verguckt er sich in eine gewisse Jordana, die immer wieder dazu neigt, bestimmte Dinge abzufackeln. Durch seinen trockenen Humor, mit welchem der Protagonist auch die schrägste Situation zu kontern vermag, entwickelt das Buch einen regelrechten Sog der Emotionen, dem man sich nur schwer zu entziehen vermag. Wer also auf gelungene Coming Of Age-Unterhaltung steht, sollte unbedingt mal reinlesen. „Submarine“ macht einfach nur verdammt viel Spaß.
// All jene, die sich schon seit Längerem fragen, wann sie denn das Letzte mal so richtig schön übers Ohr gehauen wurden, ohne dass sie was davon mitbekommen hätten, möchten wir bei dieser Gelegenheiten mal auf den zauberhaften „Beschissatlas“ aus dem Hause „Ludwig“ hinweisen. In dem knallbunten Almanach, dessen hübsche Aufmachung keinerlei Wünsche offen lässt, erzählen uns Ute Scheub und Yvonne Kuschel von den Dingen, die ganz schön schief laufen auf dieser Welt. Untergliedert in diverse Themenkomplexe wie „Ernährungsbeschiss“, „Naturbeschiss“, „Demokratiebeschiss“, „Klimabeschiss“ und viele weitere widmet sich ihr Werk auf spielerische Weise ernstzunehmenden Problemstellungen, die man sich unbedingt mal genauer durchdenken sollte. Natürlich lassen sich nicht alle Probleme so einfach von der Statistik auf den Einzelfall herunterbrechen, aber man kommt dennoch des Öfteren ins Grübeln, wie sich in den vergangenen Jahren bitteschön so ein gravierendes Ungleichgewicht in vielerlei Hinsicht herausbilden konnte. Die Recherchen der freien Journalistin und jahrelangen taz-Redakteurin Scheub werden von ihrer Danziger Kollegin Kuschel perfekt in Szene gesetzt und in ebenso hübsche, wie aussagekräftige Illustrationen überführt. Da macht das Beschissen werden fast schon wieder Spaß. Oder ne, eigentlich nicht. Aber man kriegt ziemlich viel Bock so einige Dinge mal gründlich zu überdenken. Ein äußerst gelungenes Werk.
// Wer auf diverse Kult-Getränke der vergangenen Jahre abfährt, der sollte ich unbedingt mal das kleine aber feine Werk „Hackbrause – kurz & geek“ nach Hause holen. Darin wird nämlich die Geschichte von diversen koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken nachvollzogen, die sich in der Hipster-Szene fortwährend großer Beliebtheit erfreuen. Neben der Geschichte von Club-Mate, welche hierzulande wohl die Meisten schon gekostet haben dürften, wird man auch dazu hingeleitet, weitere charmante Köstlichkeiten der Marke Volt Cola, Skull oder Pure Cofain auszuprobieren. Darüber hinaus wird parallel dazu auch noch die Geschichte der Hackerbewegung in den vergangenen 15 Jahren gestreift. Zudem bekommt man viele Hintergrundinformationen über die Wirkung von Koffein auf den eigenen Körper und kann es am Ende überhaupt nicht mehr erwarten, sich durch die breite Palette an Brausen zu schmecken, die hierzulande in diversen Lokalitäten gegen Kleinstbeträge zu bekommen sind. Die verantwortlichen Autoren Kathrin Ganz, Jens Ohlig und Sebastian Vollnhals haben ganze Arbeit geleistet und sich mit viel Liebe zum Detail den unterschiedlichsten Köstlichkeiten gewidmet. Sogar das mysteriöse Cola-Ur-Rezept wollen sie aufgetan haben. Wer also Lust am Selber-Brauen verspürt, sollte sich dieses Werk auf keinen Fall entgehen lassen. Es lohnt sich.
// Wer sich bereits auf John Nivens brillanten Musikgeschäfts-Schwanengesang „Kill Your Friends“ stürzte, der sollte sich mal in den Original-Abteilungen der örtlichen Buchhandlungen umsehen. Da steht nämlich seit kurzem ein kleiner, aber feiner Wälzer namens „The Intern“ in den Regalen, der dem bunten Treiben auf den Pop-Bühnen des Landes den Spiegel vorhält. Das Buch dreht sich um einen gewissen Jay Merchant der um die Jahrtausendwende bei einem Sender namens „The Beat“ andockt. Plötzlich hat er freien Zugriff auf alle wichtigen Partys und berühmten Persönlichkeiten und sieht sich mit der Frage konfrontiert: wie komme ich aus all dem nur wieder in einem Stück heraus ohne dass sich meine eigene Persönlichkeit komplett umdreht. Dillon Khan hat einen Roman geschrieben, der vor allem für Musik-Fans interessant sein dürfte. Denn auch wenn gleich zu Beginn darauf hingewiesen wird, dass hier alles nur Fiktion ist, lassen sich doch zahlreiche Parallelen zu realen Geschehnissen rekonstruieren. Das liegt unter anderem daran, dass der Autor selbst als Journalist und Produzent für MTV lange Zeit im Musikgeschäft unterwegs gewesen ist. Ohne große Umschweife wird man direkt in die Geschichte hineingesogen, welche rasant voran schreitet. Überhaupt vergeht die Zeit mit diesem Werk wie im Flug. Man sollte lediglich ein ausgeprägtes Faible für Pop-Musik mitbringen. Außerdem schwingt in dem Werk eine gehörige Portion Nostalgie mit, wenn sich Jay zum Beispiel daran erinnert, wie er früher immer die größten Hits im Radio mitgeschnitten hat – und jetzt, wie aus dem Nichts, plötzlich seinen geliebten Stars leibhaftig gegenüber steht. Man merkt regelrecht, wie leicht es ist, in diesem Zusammenhang die Bodenhaftung zu verlieren. Nicht nur für ihn. Auch für die Prominenz. Soll heißen: „The Intern“ ist ein absolutes Muss für jeden Musikfan.
// Wer sich schon seit geraumer Zeit fragt, warum es ihm eigentlich nicht gelingt, im eigenen Haushalt für Ordnung zu sorgen, sollte sich vielleicht mal an das aktuelle Werk von Ina Schmidt heranwagen. Die Hamburger Inhaberin der so genannten „denkraeume“ (eine Beratungspraxis, die sich auf philosophische Fragestellungen konzentriert) packt das Problem mit der Unordnung an der Wurzel und versucht dadurch, dass sie die Aufmerksamkeit auf unser Innenleben richtet, auch unseren Alltag in geregelte Bahnen zu lenken. Ihr zweites Buch „Alles in bester Ordnung – oder wie man lernt das Chaos zu lieben“ beschäftigt sich in diesem Zusammenhang ausgiebig mit dem Thema „Ordnung“ und warum viele Menschen selbiger so viel Wert beimessen. Man muss gleich in den ersten beiden Kapiteln schon eine gehörige Portion Enthusiasmus für philosophische Fragestellungen an den Tag legen, zum Ende hin wird man aber mit zahlreichen, wirklich interessanten Tipps belohnt, die man in diesem Zusammenhang so nun wirklich nicht auf dem Zettel hatte. Immer wieder wird die Frage formuliert, wie wichtig so etwas wie Ordnung eigentlich für uns ist, oder ob es nicht auch eine gehörige Portion Chaos braucht, um ein vollendetes Leben zu führen. Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte mal einen Blick in das Buch werfen. Es lohnt sich. Und wir sagen tschüss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?