mit neuen Büchern von John van de Ruit, Rebecca Hunt & Anthony Burgess.
// Wir möchten heute mal die Möglichkeit ergreifen, euch auf eine ebenso verrückte wie lesenswerte Reihe von Büchern aus der Feder von John van de Ruit aufmerksam zu machen. Die „Spud“-Trilogie wartet zwar weiterhin auf eine deutschsprachige Übersetzung, was allerdings irrelevant ist, wenn man bedenkt, dass das Werk inzwischen in englischer Sprache vom „Penguin“-Verlag auch hierzulande im gut sortierten Fachhandel erhältlich ist.
Der erste Band aus der Feder des südafrikanischen Schriftstellers dreht sich um das Leben eines Schülers namens John Milton. Der ist gerade im ersten Jahr auf einer reinen Jungen-Schule und hat allerhand verrückte Dinge im Kopf. So versucht er sich mit der Zeit nicht nur als Geisterjäger, sondern auch als nächtlicher Schwimmer. Seine senile Großmutter macht ihm genauso zu schaffen, wie sein Hang zum Pessimismus. Selbiger wird im Rahmen zahlreicher Tagebuch-Einträge spürbar, anhand derer die Handlung voran schreitet. Im zweiten Band namens „The Madness Continues“ hat John „Spud“ Milton schließlich das erste Jahr an der Privatschule hinter sich gebracht. Die Zeit als Frischling ist vorbei und dennoch stolpert er von einem Fettnäpfchen ins andere. Dabei ist es nicht einmal die Handlung selbst, welche einen als Leser fesselt, es sind die bisweilen tiefsinnigen, oft aber auch überaus witzigen Geschichten, die zusammen ein glaubwürdiges Bild eines Heranwachsenden zeichnen. „Learning To Fly“ – der finale Part der Trilogie setzt sich schließlich mit einem sichtlich gealterten (aber immer noch sehr jungen) Menschen auseinander. Der frisch gebackene „Senior“ hadert mit seinem Platz in der Welt. Er sieht sich mit religiösen Fragestellungen und noch dazu den Werken Shakespeares konfrontiert. Er wird kurz gesagt… erwachsen. Wobei es absolut bemerkenswert ist, dass es dem Autor über die komplette Distanz gelingt, die Charaktereigenschaften des Protagonisten zu durchleuchten, ohne dass das auf Kosten des Humors gehen würde. Ganz im Gegenteil: man gewinnt „Spud“ Milton nicht nur lieb, man fühlt regelrecht mit ihm mit, weil man mit der Zeit eine wirkliche Verbindung zu dieser Figur aufbaut. Die humoristischen Passagen sind außerdem nie so haarsträubend, dass man sich an die platten Gags der „American Pie“-Reihe erinnert fühlen würde. Ganz im Gegenteil: „Spud“ ist ein überzeugendes Werk – ein überdrehtes und verrücktes Buch, das einen hin und wieder auch mal nachdenklich stimmt. Also schaut mal in der Fremdsprachen-Abteilung des örtlichen Buchladens vorbei. Es lohnt sich.
// Alle, die von Sarah Kuttners „Mängelexemplar“ enttäuscht gewesen sind, sollten sich mal an das aktuelle Werk von Rebecca Hunt heranwagen. Die Londoner Hochschulabsolventin hat mit „Mr. Chartwell“ nämlich alles richtig gemacht. Ein so bedrückendes Thema, wie das einer Depression im Rahmen eines Buches abzuhandeln, ist ein äußerst schwieriges Unterfangen. Hunt wiederum erzählt auf höchst amüsante Weise davon, wie es ist, seinen eigenen Gefühlshaushalt nicht mehr in den Griff zu kriegen. Das Buch dreht sich um eine Bibliothekarin namens Esther Hammerhans, welche gerade auf der Suche nach einem neuen Mitbewohner ist. Sie traut ihren Augen kaum, als plötzlich ein schwarzer Hund vor ihrer Tür steht und sich als „Mr Chartwell“ vorstellt. Obwohl sie anfangs noch ein gewisses Unbehagen gegenüber dem sonderbaren Gast verspürt, lässt sie ihn bei sich einziehen und findet mit der Zeit sogar Gefallen an dem düsteren Sonderling. Der schwarze Hund wiederum steht im übertragenen Sinne natürlich für die Depression der Protagonistin. Er ist es, der sie fortwährend nach unten zieht und dessen Verführungskünste für die dunkle Seite der Hauptperson wesentlich reizvoller erscheinen, als die Sonnenseite des Lebens zu genießen. Durch die gewitzte und schlagfertige Schreibe der Autorin, ist man schon nach wenigen Seiten nahezu hingerissen von diesem Buch. Rebecca Hunt gelingt es ein schwieriges Thema in einem humorvollen Werk aufzugreifen, ohne dass es unglaubwürdig wirkt. Davor verneigen wir uns.
// Und wer bisher immer dachte, „A Clockwork Orange“ wäre lediglich ein cineastisches Meisterwerk, der kann sich nun von Anthony Burgess eines Besseren belehren lassen. Dessen Original-Roman, auf dem der Film basiert, wird nun nämlich per Original-Import auch hierzulande noch mal neu aufgelegt und liefert einen intensiven Einblick in das Innenleben des durchgeknallten Protagonisten. Wer die Story noch nicht kennt: das Buch dreht sich um einen Fünfzehnjährigen namens Alex, der an so abstoßenden Dingen wie zum Beispiel Vergewaltigungen Gefallen findet. Darüber hinaus konsumiert er hemmungslos Drogen und macht mit seinen Freunden die Straßen unsicher. Alex geilt sich auf am Gewaltrausch und wird irgendwann zu 14 Jahren Haft verurteilt. Kurz darauf darf er einem Experiment teilnehmen, welches dazu dienen soll, seinen kranken Verstand zu heilen. Fortan wird ihm immer dann übel, wenn er an eine gewalttätige Handlung denkt. Nach nur 14 Tagen darf Alex das Labor wieder verlassen und ist ein freier Mann. Die erneute Konfrontation mit einem seiner Opfer führt allerdings zu einem schweren Zwischenfall, in dessen Folge das Gehirn von Alex wieder auf Gewalt-Modus switcht. Was dann passiert? Am Besten du findest es selbst heraus. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte unbedingt mal reinschnuppern. Die Geschichte ist ebenso packend, wie diskussionswürdig, regt den Leser aber gerade deswegen zum Nachdenken an. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Mal.
UND WAS NUN?