mit neuer Musik von The Gossip, Schwester Minimal, der Compilation „King Kong Kicks Vol. 4“, Zaz, Paul McCartney, Schmidt, Sweet Lights und Para One.
// Vielleicht erinnert sich noch manch einer daran, dass die Band The Gossip vor nicht allzu vielen Jahren schonmal im Würzburger Jugendkulturhaus Cairo auf der Bühne stand. Inzwischen wird Sängerin Beth Ditto nicht nur als Stil-Ikone gefeiert, sie tritt auch regelmäßig in renommierten TV-Shows wie „Wetten dass…“ auf. Das aktuelle Album „A Joyful Noise“ dürfte die Gruppe nun endgültig zum hellsten Stern am (Indie-)Pop-Firmament mutieren lassen. Die Scheibe hat, was ein Hit-Album braucht. Sie strotzt nur so vor Madonna-Referenzen, aber die Band ist schlau genug, sich ihre Kratzbürstigkeit zu bewahren. Glasklaren Pop-Perlen, wie zum Beispiel die Single „Perfect World“, werden immer wieder dynamischen Songs der Marke „Horns“ gegenüber gestellt, welche schöne Erinnerungen an die Kollegen von The Rapture wachrufen. The Gossip haben mit „A Joyful Noise“ ihr vollständigstes Album abgeliefert. Zwölf Songs von denen mindestens zehn als Hits durchgehen. An diesem Werk wird sich Beth Dittos Band in Zukunft messen lassen müssen. Genauso wie Weltstars wie Madonna und Lady Gaga, die in musikalischer Hinsicht seit Längerem aussichtslos hinterher hinken – dafür aber mit fulminanten Bühnen-Shows punkten können. Aber da werden The Gossip sicher auch noch nachziehen. Oder nicht?!
// Vor kurzem erst hat die Gruppe Schwester Minimal eine große Release-Party in der „Marina Hafenbar“ gespielt, um ihr aktuelle Album „Erstmal schwimmen“ vorzustellen. Schon in Kürze könnte es auch jenseits der Stadtgrenzen ziemlich hoch her gehen gehen. Wenn die Würzburger Band auf der Bühne steht, ist es wirklich ein großes Vergnügen den schmissigen Pop-Perlen des Quintetts zu lauschen. Musikalisch bewegen sich Schwester Minimal irgendwo zwischen den Polen Indie-Pop und Funk. Ihre Songs erinnern einerseits an die tanzbaren Tracks von Clueso, dann wieder an die hymnischen Klänge von Dorfdisko. Aus der Position des Underdogs heraus dürfte ihr aktuelles Album schon beim ersten Durchlauf zahlreiche Herzen brechen. Noch dazu haben sie mit Philipp Poisel einen äußerst renommierten Gaststar auf Platte, der für neugierige Blicke sorgen und der Formation ein wenig Starthilfe beim Losschippern verleihen sollte. Den Rest macht dann die Gruppe selbst. Jedenfalls ist mir schon lange kein so tanzbares und karamellisiertes Indie-Pop-Album mehr untergekommen. Also einfach aufdrehen, die Mucke „und du tanzt, tanzt, tanzt, bis du nicht mehr kannst“.
// Eine kunterbunte Tanzparty könnt ihr derweil mit den Kollegen von „King Kong Kicks“ veranstalten. Der gleichnamigen Sampler zu der äußerst erfolgreichen, gleichnamigen Indie-Party hierzulande geht in die vierte Runde. Auch diesmal gelingt es den Machern auf dem schmalen Grad zwischen Kommerz und Underground zu balancieren, ohne dabei ins Wanken zu geraten. Neben bekannteren Acts wie Kakkmaddafakka, Kraftklub und I Heart Sharks darf diesmal auch zu den packenden Melodien von Capital Cities und den Rizzle Kids getanzt werden. Wenn dann auch noch Captain Capa und Willhelm Tell Me zum Sprung auf die Tanzfläche aufrufen, möchte man einfach nur durchdrehen. Wer sich mal wieder einen wirklich gelungenen Indie-Pop-Sampler nach Hause holen möchte, ist bei der aktuellen Ausgabe der „King Kong Kicks“ an der richtigen Adresse. Und kann sich hinterher gleich noch die bereits erschienenen Compilations eins bis drei nach Hause holen. Die „kicken“ ebenfalls.
// Von der französischen Künstlerin Zaz nicht begeistert zu sein ist fast unmöglich. Sie scheint einfach alles richtig zu machen, was sie anpackt, dabei ist die Musikerin gerade mal 30 Jahre jung. Mit ihrer Stimme wickelt sie inzwischen nicht nur die französischsprachigen Fans um den kleinen Finger, sondern auch den Rest Europas. Im Gegensatz zu ebenfalls talentierten Kolleginnen wie Coeur De Pirate schafft sie nahezu spielend den Drahtseilakt zwischen Anspruch und Kommerz. Ihre Songs packen einen und zwar nicht nur auf Platte. Vor allem im Live-Kontext ist die Musik von Zaz ein echtes Erlebnis. Beim Anhören ihres aktuellen Live-Albums „Sans Tsu Tsou“ wird das besonders deutlich. Das Publikum ist Teil der Show, ihre Stücke werden beinahe schon als Allgemeingut aufgefasst und die Emotionen der Zuschauer überschlagen sich, wenn die ersten Takte von „Je veux“ einsetzen. Wer mal wieder so richtig Gänsehaut bekommen möchte, sollte mal reinhören. Es lohnt sich. Und ein paar unveröffentlichte Songs sind auch noch mit drauf.
// Dass Paul McCartney nach dem Ende der Beatles auch ein paar brauchbare Alben veröffentlicht hat, stellt er mit der „Special Edition“ von „RAM“ unter Beweis. Die Scheibe erscheint nun in aufgepeppter Variante als Doppel-Cd und beinhaltet eine gehörige Portion unveröffentlichtes Material, das man sofort ins Herz schließt. Man meint regelrecht zu spüren, dass dieses Album in den legendären Abbey Road Studios remastered worden ist, denn die neuen Stücke, allen voran das zauberhafte „Another Day“ strahlen einen nostalgischen Charme aus. Ursprünglich wurde das Album bereits 1971 veröffentlicht und ist das zweite Solo-Werk des Musikers. Damals schrieb McCartney noch Songs, die weit weg von Radioformat-Singles der Marke „Hope Of Deliverance“ waren. Stattdessen hätten sich einige Stücke sicher auch auf einer weiteren Beatles-Scheibe gut gemacht. Wer also das Frühwerk des Solo-Musikers McCartney etwas genauer unter die Lupe nehmen möchte, ist hier an der richtigen Adresse.
// Die Berliner Pop-Sängerin Schmidt empfielt sich mit ihrem aktuellen Album als heißer Anwärter für den nächsten 007-Streifen. Ihre atmosphärischen Songs sind wie geschaffen, um eine packende Gangsterballade der Marke „Casino Royale“ soundtechnisch zu untermalen. „Femme Schmidt“ macht dabei nicht den Fehler, sich vollends auf die melancholischen Momente ihrer Musik zu verlassen, sondern wandert auch hin und wieder in Richtung Tanzfläche ab. Das klingt dann mal nach Garbage, dann wieder nach den gelungeneren Tracks von Norah Jones. Lediglich das plattfüßige „Do The Dada“ hätte sie sich sparen können. Ansonsten ist Schmidts Album Pop-Noir allererster Güte und meistert den Drahtseilakt zwischen Formatradio und Anspruch äußerst gekonnt.
// Wer auf nostalgisch arrangierte Indie-Pop-Klänge steht, kommt an dem aktuellen Album von Sweet Lights nicht vorbei. Die Songs der Platte strahlen einen zeitlosen Charme aus, der allerdings erst im Live-Kontext voll zum Tragen kommen dürfte. Dennoch ist man begeistert von diesen melancholisch angehauchten Klängen, die schöne Erinnerungen an die letzten Alben von Kurt Vile und The War On Drugs wachrufen. „Sweet Lights“ ist ein Album, das sich kaum in eine bestimte Schublade quetschen lässt. Wichtig ist nur, dass das Gefühl stimmt. Also hört mal rein. Dann kann diese nämlich durchaus zu einem treuen Begleiter in lauen Sommernächsten werden.
// Wer auf vertrackte HipHop-Beats steht, darf sich gerne mal an das aktuelle Album von Para One heranwagen. „Passion“ dekonstruiert klassische Rap-Beats und peppt sie mit elektronischen Anleihen wieder auf. Da werden sich Fans von Mouse On Mars nur zu gerne ihre Hüften zu verrenken. Überhaupt klingen die zwölf Songs wie der Soundtrack zu einem futuristischen Film. Wer wissen möchte, wie man mit klassischen Rap-Tugenden auch in technoiden Gefilden punktet, sollte unbedingt mal reinhören. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?