mit neuen Büchern von David Graeber, Edgar Rice Burroughs, Allen Ginsberg & Jack Kerouac.
// Der amerikanische Anarchist David Graeber ist nicht nur einer derjenigen, welche die Occupy-Bewegung ins Leben gerufen haben, er hat auch lange Jahre Kulturanthropologie in der renommierten Universität von Yale unterrichtet. Nun wird man auch hierzulande auf sein literarisches Schaffen aufmerksam und so sind in diesen Tagen gleich mehrere Bände des Autors auch hierzulande in den Handel gekommen. In seinem Buch „Inside Occupy“, welches beim „Campus“-Verlag erschienen ist, widmet sich der Aktivist den Ursprüngen der „Occupy“-Bewegung. Er umreißt, wie alles begonnen hat und liefert zahlreiche Hintergründe zu den Beweggründen der Initiatoren.
Unter dem Motto „Occupy Wall Street – Wir sind die 99 Prozent“ versammelt sich im September 2011 eine Gruppe von Menschen im New Yorker Finanzdistrikt, welche sich mit den bestehenden Verhältnissen nicht länger abfinden möchte. Sie ruft alle Gleichgesinnten auf mitzumachen und beginnt sich für eine gerechtere Verteilung der weltweiten Finanzen einzusetzen. Wenn die Politik schon nicht tätig wird, müssen eben die Menschen selbst etwas tun. Und so entwickelt sich die „Occupy“-Bewegung zu einem weltweiten Phänomen, das fortan unter dem Banner der Maske jener grandiosen Comic-Verfilmung namens „V wie Vendetta“, welche eine ähnliche Thematik aufgreift, rund um den Globus für Aufsehen sorgt. Dem Buch liegt in diesem Zusammenhang übrigens ein kleiner Revolutions-Guide bei, der einen knackigen Überblick über die bisher stattgefunden Protestkundgebungen, die gängigen Handzeichen und Beweggründe der Organisation liefert. Wem das immer noch nicht reicht, der sollte sich bei der Gelegenheit auch das Werk „Kampf dem Kamikaze-Kapitalismus“ nach Hause holen, das ebenfalls aus Graebers Feder stammt. Das Buch wurde im April im „Pantheon“-Verlag veröffentlicht und setzt sich intensiv mit dem bestehenden Ungleichgewicht auf unserem Planeten auseinander. Der Autor versucht zu vermitteln, dass die Sache mit dem Wohlstand in einigen Ländern kein Selbstläufer ist und vor allem durch der Ausbeutung anderer Länder möglich wird. Deshalb geht es ihm vor allem darum einen gesellschaftlichen Wandel anzustoßen. Er appelliert an jeden von uns, sich Gedanken über die Zukunft unserer Welt zu machen. Zudem versucht er bestehende Theorien zu widerlegen, die behaupten, dass unser System das einzige ist, welches den Menschen zum großen Glück verhilft. Graeber fordert Menschlichkeit, wo Raffgier herrscht. Er argumentiert mal sachlich, mal emotional und findet durchaus diskussionswürde Alternativen, die man sich mal genauer ansehen sollte. In seinen sechs Aufsätzen, die allesamt zwischen 2004 und 2010 entstanden sind, widmet sich Graeber immer wieder diesem einen Thema: globaler Gerechtigkeit. Er liefert Denkanstöße und präsentiert unumstößliche Fakten. Und wird dafür zu Recht als „Mann der Stunde“ (FAS) gefeiert. Womit wir dann auch schon beim dritten Werk wären, das uns der gewiefte Aktivist um die Ohren haut. In „Schulden“, welches beim Verlag „Klett-Cotta“ erschienen ist, versucht er die Geschichte der Schulden nachzuvollziehen. In diesem Zusammenhang begibt er sich nicht nur 5000 Jahre zurück in der Zeit, er hinterfragt auch den Kapitalismus als Ganzen. Immer wieder führt er seinen Lesern auf diese Weise vor Augen, wie es durch die Einführung von Schulden zu Unterdrückung und Leid gekommen ist. Graeber wirft die Frage auf, ob es nicht auch anders geht… Er möchte mit seinem Buch eine Diskussion anstoßen und wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür, dass er sich erst nach rund 380 Seiten den drängenden Fragen der Gegenwart widmet. Graeber möchte aufklären, nicht predigen. „Schulden“ ist zweifelsohne ein radikales Buch und die Intention dahinter ist klar. Der Autor plädiert für ein selbstbestimmtes Leben für jeden von uns. Er fordert „Freiheit“ für alle und die (finanziellen) Schulden sind für ihn der Hauptgrund dafür, dass es damit nicht hinhaut. Wer sich also ebenfalls Gedanken macht, ob es auf unserem Planeten so weitergehen kann, wie bisher, sollte mal in seine Bücher reinschnuppern. Es lohnt sich und man wird darin zahlreiche Denkanstöße und Informationen finden, die einen zum Nachdenken anregen.
// Die Geschichte einer Freundschaft wird derweil im Rahmen des Werkes „Ruhm tötet alles. Die Briefe“ rückvollzogen, welches bei „Rogner & Bernhard“ erschienen ist. Im Rahmen des Buches wird der intensive Briefwechsel zwischen den renommierten Schriftstellern Allen Ginsberg & Jack Kerouac rückvollzogen, die mit ihren Werken „Howl“ und „On The Road“ zwei Klassiker der so genannten Beat-Literatur aus dem Ärmel geschüttelt haben. Das Buch beinhaltet alle Briefe der beiden, die sie sich nach ihrem ersten Aufeinandertreffen 1944 bis zu Kerouacs Ableben im Jahr 1969 zukommen ließen. Dabei tauschten sie sich nicht nur intensiv über einzelne Gedichte, Bücher oder andere Schriftsteller aus. Sie gingen auch miteinander knallhart ins Gericht. In diesem Zusammenhang liefert das Werk auch immer wieder Einblicke in das Innenleben der beiden Protagonisten, die ihr Leben vollends der Kunst widmeten. Es scheint fast so, als spiegelte sich der eine im anderen und es ist kaum abzusehen, welche Folgen es für ihr künstlerisches Schaffen gehabt hätte, wenn sie Zeit ihres Lebens niemals aufeinander getroffen wären. Kerouac bringt das gleich zu Beginn des Briefwechsels in einem anderen Zusammenhang auf den Punkt. Er sagt: „Nichts kann den Bund zweier treuer Herzen hindern“ und es dauert nicht lange, bis man diesen Satz fortwährend auch auf das Verhältnis zwischen den beiden Schreibern bezieht. „Ruhm tötet alles“ regt zur intensiven Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit an und ist gespickt mit ironischen Anekdoten und zynischen Rundumschlägen. Darüber hinaus finden sich auch immer wieder Erläuterungen am Ende eines jeweiligen Briefwechsels, welche dazu beitragen, dass man als Leser nicht den Überblick verliert im Rahmen dieses überbordenden Gedankenaustauschs. Am Ende ist dieses Buch aber vor allem eins. Ein Dokument seiner Zeit, das sich jeder Interessierte unbedingt zu Gemüte führen sollte, um das breite Schaffen der beiden Künstler vollends zu erfassen.
// Eine wirklich hochwertige Edition der Tarzan-Trilogie erscheint in diesen Tagen beim Verlag „Walde + Graf“. In der Box enthalten sind die Geschichten „Tarzan bei den Affen“, „Tarzan und die Schiffbrüchigen“ und „Tarzan und der Verrückte“. Obwohl die Bände von Autor Edgar Rice Burroughs bereits 100 Jahre auf dem Buckel haben, hat die Erzählung vom Affenmenschen bis heute nichts von ihrem Reiz verloren. Ganz im Gegenteil: die Geschichte von „Tarzan“ reißt einen auch 2012 noch mit. Der erste Band erzählt in diesem Zusammenhang die Geschichte des jungen Tarzan. Der bleibt nach einer Meuterei alleine auf einer einsamen Insel zurück, nachdem sein Vater (Lord Greystoke) und dessen Frau das Zeitliche segnen. Glücklicherweise nimmt sich die Affenfrau Kala des Jungspunds an und bezeichnet ihn als Tarzan, was übersetzt so viel heißt wie „weiße Haut“. Der Band erzählt in diesem Zusammenhang auch von Tarzans erstem Aufeinandertreffen mit Jane, welche sich gerade zusammen mit ihrem Vater (einem Wissenschaftler) auf der Insel befindet. In „Tarzan und die Schiffbrüchigen“ aus dem Jahr 1940 wird dann die Geschichte einer feindlichen Invasion thematisiert. So kommen ein paar Deutsche auf die Insel, um sich Wildtiere für eine New Yorker Show zu besorgen. Tarzan gerät ebenfalls in die Fänge der Widersacher, kann sich aber bereits nach kurzer Zeit befreien und bläst zusammen mit einigen englischen Aristokraten, einem Holländer und einer süßen Französin zum Gegenangriff. Wie schon der erste Band ist das Buch mit zahlreichen Illustrationen und Collagen von Patric Sandri versehen, die ein Lächeln auf die Lippen des Lesers zaubern. Darüber hinaus ist der Band im Gegensatz zum Erstling irrsinnig witzig, was aber die politische Botschaft keineswegs verwässert. Womit wir dann auch schon beim dritten Teil der Reihe mit dem Titel „Tarzan und der Verrückte“ angelangt wären. Das Buch erzählt die Geschichte eines muskulösen Mannes, der sich für Tarzan ausgibt und fortan im Dschungel sein Unwesen treibt. Das wiederum will der echte Tarzan natürlich nicht auf sich sitzen lassen und so macht er sich daran, seinen guten Ruf wieder herzustellen. Der dritte Band beinhaltet ein äußerst interessantes Essay von Filmkritiker und Autor Georg Seeßlen, dessen Arbeit wir beim Zuckerkick nicht erst seit seinem Zombie-Fachbuch „Wir Untote“ sehr schätzen. Also schmökert mal rein. Die Zeit ist reif, die Abenteuer von „Tarzan“ nochmal in seiner ursprünglichen Form zu genießen. Mit solch einer liebevollen Edition macht das gleich doppelt so viel Spaß. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?