mit neuer Musik von Japandroids, Jaill, Norah Jones, Patti Smith, Amanda Rogers, 2:54, I Like Trains & Future Of The Left.
// Die Japandroids sind eine Band, die es am Liebsten schnörkellos liebt. Dementsprechend befinden sich auch auf ihrem aktuellen Album wieder nur acht Songs – die aber haben es in sich. Die Gefahr, dass sich die Band mit „Celebration Rock“ in Richtung Stadionrock verabschiedet, ist jedenfalls gebannt. Es rummst immer noch gewaltig, wenn sich die Jungs vor den Monitorboxen postieren. Ihren größten Hit der Bandgeschichte haben sie in diesem Zusammenhang auch noch aus der Hüfte geschüttelt. Er hört auf den Namen „Fire´s Highway“ und schwirrt einem genauso wie das bereits vor geraumer Zeit veröffentlichte „Younger Us“ noch Stunden später im Ohr herum. Das wiederum soll den (Rest-)Wert der Platte keineswegs schmälern. Die Japandroids werden für dieses Werk auch weiterhin von ihren begeisterten Fans hofiert werden. Und bescheren uns in Zukunft hoffentlich noch ein paar mehr Songs, die so frenetisch abgefeiert werden können.
// Manchmal, da überrumpelt einen eine Platte einfach. Mir ging es beim letzten Album der Gruppe Jaill so und deshalb freut es mich umso mehr, euch heute den Nachfolger vorstellen zu dürfen. „Traps“ erfüllt in diesem Zusammenhang die hohen Erwartungen nahezu im Handumdrehen. Die Songs bewegen sich allesamt auf dem schmalen Grad zwischen Weezer (im Pinkerton-Modus) und Piebald (in der experimentellen Phase). Der Band gelingt spielend all das, wovon zahlreiche Emo-Combos auf diesem Planeten nur träumen können: die Gruppe schafft es, schmissige Pop-Songs so dreckig herunterzurotzen, dass sie auch beim zehnten Durchlauf noch zünden. Wer noch einen passenden Soundtrack zur nächsten Baggersee-Tour sucht, ist bei Jaill an der richtigen Adresse.
// Norah Jones haben wir beim „Zuckerbeat“ schon viel zu lange mit Ignoranz gestraft. Spätestens seit ihrem Kollaborations-Album „Featuring…“ aus dem Jahr 2010, das sie über die Distanz von neun Jahren mit so renommierten Bands wie den Foo Fighters, Belle & Sebastian und Outkast aufgenommen hat, muss die Musik der werten Jazz-Popperin neu verhandelt werden. Ihr aktuelles Album macht in diesem Zusammenhang vieles richtig. Das fängt schon bei der bezaubernden B-Movie-Cover-Gestaltung an und mündet in betörende Tracks, die weit mehr sind, als reine Hintergrund-Musik. Verwundern kann das kaum. Die Scheibe wurde nämlich von niemand Geringerem als Danger Mouse produziert und diesen Umstand hört man der Platte auch an. Mit einer netten Jazzband im Rücken macht sich die gebürtige New Yorkerin daran, ihr kreatives Potenzial vollends auszuschöpfen und in gelungene Tracks zu überführen. Eine gewisse Düsternis hat sich eingeschlichen auf „…Little Broken Hearts“ und die steht der Musikerin verdammt gut. Wenn das so weitergeht, macht sie demnächst noch Patti Smith Konkurrenz…
// …die hat nämlich ebenfalls was Neues am Start. Doch ob Patti Smith nach all den Jahren noch mal ein relevantes Album hinkriegt? Gute Frage eigentlich… die aktuelle Scheibe „Banga“ beantwortet selbige zweifelsohne mit „ja“. Schon das mysteriöse Artwork gibt die Richtung vor. Die renommierte Künstlerin möchte es auf ihre alten Tage noch mal wissen und steht inzwischen auf einer Stufe mit Bob Dylan, der sich ebenfalls im gehobenen Alter seiner Stärken besinnt. Es reicht eigentlich schon, wenn der Klang des Pianos einsetzt und dazu Smiths betörende Stimme ertönt. Dann fühlt man sich wie in eine andere Welt geschubst und lässt sich treiben von dieser Musik, welche vor allem davon lebt, dass sich Smith in künstlerischer Hinsicht von niemanden beschränken lässt. Besser geht’s kaum. Da freuen wir uns jetzt schon auf Weiteres.
// All jene, denen das aktuelle Album von Patti Smith gefällt, können sich bei der Gelegenheit auch gleich die neue Platte von Amanda Rogers reinziehen. Im Gegensatz zu ihren ebenfalls geschätzten Kolleginnen von Feist und Regina Spektor, ist der durchschlagende Erfolg in den Charts zwar bisher ausgeblieben, trotzdem scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die Musikerin endgültig in den Kreis der ganz Großen vorstößt. Auf ihrem aktuellen Album „Hope From The Forgotten Woods“ finden sich 16 schlagkräftige Argumente dafür, diese Künsterlin für immer ins Herz zu schließen. Wer einmal einen ihrer Live-Auftritte gesehen hat, ist sowieso schon hin und weg von Miss Rogers. Da ist es so leise, dass man eine Stecknadel fallen hören kann. Die Luft im Raum scheint zu knistern, während die Künstlerin auf der Bühne sitzt – vollkommen in sich selbst versunken, die Hände auf dem Flügel plaziert. Fehlt eigentlich nur noch ein Konfetti-Regen und alles wäre perfekt.
// Die Schwestern Colette und Hannah Thurlow haben unter dem Namen 2:54 ein wirklich betörendes Indie-Pop-Album veröffentlicht. Dass die beiden mal eine Vorliebe für Stoner Rock hatten, ist den schwelgerischen Stücken durchaus noch anzumerken, Selbige gönnen sich nämlich immer wieder ein paar überbordende Momente. Hittigere Tracks wie „Scarlet“ würden dagegen auch einer Band wie Garbage gut zu Gesicht stehen. Trotzdem tun die beiden gut daran, ihre Melodien weitestgehend hinter einer Portion aus (Sc)hall & Rauch zu verstecken. Das wirkt nicht nur geheimnsivoller, das dürfte auch live eine ziemliche Wucht erzeugen. Außerdem wurde das ganze in produktionstechnischer Hinsicht von niemand Geringerem als Rob Ellis und Alan Moulder in Szene gesetzt, die bereits mit den größten ihres Fachs zusammen im Studio gewesen sind. Wer auf die aktuellen Scheiben von Ladyhawke und Cults steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.
// Und es gibt sie doch noch, diese Alben, die dich ganz unweigerlich in nostalgische Stimmung versetzen. Der Kapelle I Like Trains ist so ein Fall. Mit nur neun Songs wickelt dich die Formation aus Leeds um den kleinen Finger und zeigt auf, wo der Weg von Joy Division hätte hinführen können, würde deren Sänger heute noch unter uns weilen. „The Shallows“ löst all das ein, was uns von den Editors und She Wants Revenge einst versprochen wurde. Die Gruppe schüttelt erhabene Melodien aus dem Ärmel, so dass man sich schon nach wenigen Sekunden unter dem nächsten Kopfkissen vergraben möchte. „The Shallows“ ist ein seltsam betörendes Werk, dessen größter Reiz davon ausgeht, dass die Gruppe ihren Missmut über die Welt in glaubwürdige Songs transferiert.
// Und ein Album mit einem Songs namens „Sheena Is A T-Shirt“ Salesman“ einzuläuten, darauf können auch nur die Kollegen von Future Of The Left kommen. Nach dem brutal-anarchischen Elektro-Punk-Kracher zum Auftakt, darf dann sofort auf Headbang-Modus geschalten und anschließend den soundtechnischen Eskapaden von Nine Inch Nails gehuldigt werden. Vielseitigkeit ist auch diesmal Trumpf im Hause der walisischen Formation um Andy „Falco“ Falkous, Kelson Mathias und Jack Egglestone. Wer sich bisher noch nicht vorstellen konnte, wie sich eine Lo-Fi-Variante von System Of A Down anhört, wird hier genauso bedient, wie Fans des Parodie-Rock-Parade Tenacious D. „The Plot Against Common Sense“ ist schlicht und ergreifend der perfekte Soundtrack, um die heißgeliebten Nachbarn so richtig schön zu nerven. Und mit „Sorry Dad, I Was Late For The Riots“ und „Robocop 4 – Fuck Off Robocop“ ist die Band auch noch heißester Anwärter für den Award zum Songtitel des Jahres. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Lasst es euch gutgehen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?