mit neuer Musik von Maxïmo Park, The Other, Garda, Staring Girl, Paloma Faith, Evaline, Modeselektor und Le Peuple De L´Herbe.
// Um die Gruppe Maxïmo Park ist es in den vergangenen Jahren ziemlich ruhig geworden. Ihr letztes Album ist hierzulande ein wenig untergegangen und das soll sich jetzte schnurstracks wieder ändern. „The National Health“ liefert in diesem Zusammenhang 13 packende Gründe, sich nochmal eingehender mit den Jungs zu beschäftigen. „Do I Really Need To Give An Introduction?“ fragt Sänger Paul Smith gleich zu Beginn der Platte und schüttelt dann zusammen mit seiner Band einen brachialen Titelsong aus dem Ärmel. Diesmal allerdings bewegen sich Maxïmo Park nicht immer auf gewohntem Terrain, sie wagen sich auch mal in experimentelle Gefilde und kramen die eine oder andere Synthie-Breitseite aus der Kiste. Ebenfalls beeindruckend ist die Dringlichkeit, die viele der neuen Tracks ausstrahlen. Der Refrain von „Hips And Lips“ überrumpelt einen regelrecht und auch Paul Smiths Texte strotzen nur so vor Kreativität. An seine poetischen Lyrics, gepaart mit wütenden Slogans, kommen viele seiner Kollegen noch nicht einmal im Entferntesten heran. Mit „Write This Down“ ist dann am Ende auch noch ein passendes Argument für den Tanzboden mit drauf. Und man wünscht den Jungs von Herzen, das es zündet.
// Den Horrorpunks von The Other könnte mit ihrem aktuellen Album „The Devils You Know“ auch in kommerzieller Hinsicht der Durchbruch gelingen. Parallel zum Album erscheint nicht nur der erste offizielle Comic der Jungs, die Scheibe strotzt auch nur so, vor gelungenen Tracks. Auf einen verhext-verzerrten Auftakt folgt ein illustres Song-Ensemble, das auch den Misfits gut zu Gesicht gestanden hätte. Es ist wirklich bemerkenswert, welch hohen Pop-Appeal Tracks wie „Skeletons In The Closet“ und „Fright Night“ ausstrahlen. Da kommen bisweilen sogar Alkaline Trio-Fans auf ihre Kosten. Wer bisher noch nichts von der Splatterpunkband aus Nordrhein-Westfalen gehört hat, sollte mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich.
// Garda haben wir schon nach der Veröffentlichung ihres eigenwilligen Debüt-Albums tief ins Herz geschlossen. Nun erscheint der Nachfolger unter dem Namen „A Heart Of Pro“ und lullt einen ebenfalls ein mit seinen melancholisch-verstrahlten Tracks, die sich allerdings erst nach mehreren Durchläufen erschließen. Garda ist eines dieser Alben gelungen, das komplex und bezaubernd zugleich ist. Die Melodien verstecken sich hinter einem Gewirr aus dynamischen Songstrukturen und schwelgerischen Passagen. Wer dran bleibt wird allerdings mit herzerwärmenden Melodien belohnt, die schöne Erinnerungen an die Musik von The Notwist und Naked Lunch hervor rufen. Wer von Popmusik mehr erwartet, als knackige Refrains, sollte unbedingt mal reinhören.
// Genauso wie in die zehn Songs, die uns die Hamburg-Kiel-Connection von Staring Girl auf ihrem aktuellen Album um die Ohren haut. „Sieben Stunden und 40 Minuten“ ist genau die Platte, auf welche die Fans von Gisbert zu Knyphausen bis Daantje & The Golden Handwerk schon seit geraumer Zeit gewartet haben. Die Songs strahlen diese beschwingte, schlicht unwiderstehliche Altersmilde aus, welche man auch vielen Tracks von Erdmöbel anhört. Hier muss niemand mehr etwas unter Beweis stellen. Alles befindet sich im Fluss und die einzige Vorgabe ist, dass das Gefühl beim Hörer ankommt. Staring Girl gelingt es die alltäglichen Dinge des Lebens in packende Songzeilen zu verpacken. Sie singen über ein „stillgelegtes Leben und vor dem Fenster eine Schraffur aus Regen“. Und wir hören zu. Bis es gar nicht mehr wehtut.
// Fans von blitzeblanken Pop-Melodien können sich in der Zwischenzeit über die Veröffentlichung des neuen Albums von Paloma Faith freuen. „Fall To Grace“ ist über die volle Distanz äußerst theatralisch in Szene gesetzt und bewegt sich auf dem schmalen Grad zwischen Adele und Amy Winehouse. Die Londoner Jazz-Sängerin macht in diesem Zusammenhang vieles richtig, man hätte sich allerdings gewünscht, dass die Produktion des Albums etwas weniger „poppig“ ausgefallen wäre. Es sind nämlich gerade die spärlich arrangierten Tracks, die am Ende hängen bleiben. Mit diesem Album dürfte Paloma Faith auch hierzulande auf den großen Durchbruch zusteuern. Und es ist der Künstlerin zu gönnen. Einen Hit wie „Let Me Down Easy“ schreibt man schließlich auch nicht alle Tage.
// Die kalfornischen Rocker von Evaline werden derweil in zahlreichen Musikgazetten in den höchsten Tönen gelobt. Die Band hat ja auch das Zeug dazu, sich nachhaltig in den Köpfen der Menschen zu verankern. Vor allem auf den einschlägigen Sommerfestivals dürften ihre hymnischen Songs im Grenzgebiet von Muse und My Chemical Romance für Furore sorgen. Dabei begeht die Band nicht den Fehler einfach die Hitmaschine nach Schema XY anzuwerfen, sondern setzt in ihren Stücken auf Dynamik. Dabei wagen sich die Jungs auf ihrem aktuellen Album „Woven Material“ immer wieder an komplexe Songstrukturen (der Marke Incubus) heran und klingen so auch nach dem zehnten Durchlauf noch interessant.
// Im Hause Modeselektor geht es derweil Schlag auf Schlag. Gerade erst ist ein aktuelles Album erschienen und nun steht auch schon der zweite Teil der „Modeselektion“ Reihe in den Startlöchern. Auch diesmal finden sich wieder zahlreiche unveröffentlichte Tracks von Mouse On Mars bis Lazer Sword auf dem Sampler. Ebenfalls ein kures Stelldichein geben sich die Kollegen von Prefuse 73, Addison Groove und Phon.o. Wer auf zeitgenössische Elektro-Klänge mit Experimentierfreude steht, kommt an dieser Compilation nicht vorbei. Die 18 Stücke lassen keine Wünsche offen und ergeben zusammen ein schlüssiges Gesamtbild. Wer auf elektronische Entdeckungsreise gehen möchte, sollte unbedingt mal reinhören. Und einen neuen Track von Modeselektor gibt’s auch noch oben drauf.
// An einem gewagten Stilmix wagen sich die Franzosen von Le Peuple De L´Herbe auf ihrem aktuellen Album heran. „A Matter Of Time“ verbindet dubbige Elemente der Marke Jacques Palminger mit klassischem Rap und kontert tanzbare Passagen a la Gonzales mit der schrägen Attitüde der Puppetmastaz. Die Scheibe ist kurz gesagt: ein ziemlich vielschichtiges Unterfangen. Dass man ihr trotzdem gerne zuhört, liegt vor allem daran, dass die Gruppe mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus an die ganze Geschichte heran geht. Also schnuppert mal rein. Es lohnt sich. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?