mit neuer Musik von Feeder, Santigold, Billy Bragg & Wilco, alt-j, Red City Radio, For Reasons Of State, Miaoux Miaoux und der Compilation „Gildas & Jerry Kitsuné Soleil Mix“.
// Die Jungs von Feeder läuten derweil ihre zweite Jugend ein. Nachdem sie sich erst vor kurzem mit einem gelungenen Comeback-Album zurückgemeldet haben, das allerorts für verschwitzte Körper sorgte, hat die Band nun schon wieder ein neues Brett aus dem Ärmel geschüttelt, das die Band auf dem Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens zeigt. Nach einigen Durchläufen wird bereits deutlich, dass Feeder wahrscheinlich seit ihrem famosen Zweitling nie mehr so kreativ gewesen sind wie heute. Mit Ausnahme des Titelsongs, der die harte Gangart des Vorgängers fortsetzt, taugt ausnahmslos jeder Song auf „Generation Freakshow“ zum Hit. Die Riffs sitzen, die Refrains zünden und man reibt sich als Hörer immer wieder die Augen: wo nimmt die Band nur all diese griffigen Melodien her? Der Megahit „Oh My“ läutet das illustre Treiben ein und bevor man sich versieht lässt man sich bereits von zahllosen Menschen auf Händen tragen, während die hymnischen Refrains von „Idaho“ und „In All Honesty“ aus tausenden Kehlen erwiedert werden. Feeder haben ein Album voller Gänsehauthymnen geschrieben – man muss sich einfach nur das grandiose Finale des Stücks „Quiet“ reinziehen und man kann sich keinen schöneren Soundtrack für unvergessliche Festivalnächte mehr vorstellen. Mit „Generation Freakshow“ haben sich Feeder jetzt schon einen Platz in den diesjährigen Jahrescharts reserviert.
// Dem neuen Album von Santigold haben viele Fans bereits seit Monaten entgegengefiebert. Nun steht es endlich in den Regalen und zündet gleich zu Beginn drei trendige Knallbonbons, die jede Indie-Popper auf Glückseligkeits-Modus schubsen. Die Single „Disperate Youth“ dürfte inzwischen bereits jedem aus Funk und Fernsehen bekannt sein, daneben gibt sich die renommierte Karen O beim Opener „Go!“ ein kurzes Stelldichein und „God From The Machine“ ist dann genau der Mega-Hit, der Santigold in die vorderste Reihe katapultiert, wenn es darum geht den Zeitgeist zu repräsentieren. „You Can Make It Alone If You Try, Til` The Beat Come Home, I Know You´ll Sing It”. Genauso funktioniert ein Hit. So simpel, so packend, so tanzbar. Überhaupt setzt sich Santigold auf ihrem aktuellen Album noch eine Spur poppiger in Szene, was sie wiederum fürs Massenpublikum interessanter machen dürfte, als ihre Kollegin aus dem Hause M.I.A., die sich eher an diversen Rhythmusattacken abarbeitet. Das hohe Niveau der ersten drei Songs kann Santigold in diesem Zusammenhang zwar nicht über die volle Distanz halten, doch „Master Of My Make-Believe“ ist im Großen und Ganzen doch ein wirklich bemerkenswertes Zweitwerk geworden.
// Vor knapp 15 Jahren haben sich Billy Bragg & die renommierte Rockband Wilco zusammen getan, um einige rare Songs von Woody Guthrie in Szene zu setzen. Zwei Jahre später, im Jahr 2000, erscheint endlich ein zweiter Aufguss dieses Unterfangens unter dem Namen „Mermaid Avenue“ (der Name bezieht sich auf die Straße, in welcher Guthrie einst lebte). Die beiden Alben mausern sich mit den Jahren zu echten Klassikern und so erscheint nun mehr als ein Jahrzehnt später pünktlich zum „Record Store Day“ ein illustres Komplettpaket, das nicht nur die beiden ursprünglichen Platten beinhaltet, sondern auch eine dritte, die sich aus 17 unveröffentlichten Tracks zusammensetzt und passenderweise mit „Mermaid Avenue Vol. III“ betitelt wurde. Ebenfalls runderneuert wurde der zweite Teil des Unterfangens, so dass die Songs aus der Feder Guthrie nun endlich in neu-restaurierter Fassung erhältlich sind. Das Schönste aber ist: Billy Bragg & Wilco haben sich zu allem Überfluss auch noch dazu entschieden, eine Dokumentation von Kim Hopkins beizulegen, welche die ursprünglichen Sessions auf Celluloid transferiert. Der Streifen stammt aus dem Jahr 1999 und hört auf den Namen „Man In The Sand“. Er liefert zahlreiche Hintergrundinformationen, die einen als Hörer noch mal eine Spur nostalgischer stimmen. Wem das immer noch nicht reicht, der kann sich anschließend auch noch durch ein prall gefülltes Booklet wühlen, das mit zahlreichen Sketchen Guthries bestückt ist. Da kommt wirklich jeder auf sein Kosten. Also schuppert mal rein. Einen solchen Rundumschlag der gehobenen Liedermacherschule bekommt man nicht alle Tage vor den Latz geknallt.
// alt-j wiederum haben sich zum Ziel gesetzte, ein Album zu veröffentlichen, dass das Zeug hat, Veränderungen loszutreten. Das Quartett aus Leeds wagt sich in diesem Zusammenhang daran, nicht nur eine lose Anzahl von Stücken konzeptfrei aneinander zu reihen. Es versucht auf seinem aktuellen Album ein stimmiges Gesamtbild zu generieren und trifft damit voll ins Schwarze. Die Musik scheint irgendwie im Raum zu schweben, während die betörenden Tracks aus den Boxen strömen. „An Awesome Wave“ ist eine schwelgerische Platte, die alle Grenzen sprengt. Ein Intro und drei Interludes sorgen dafür, dass alles ineinander greift, so dass bisweilen auch nicht mehr auszumachen ist, wenn ein Song endet und ein neuer beginnt. Alles auf „An Awseome Wave“ befindet sich im Fluß und man lässt sich nur zu gerne treiben von dieser Welle der Emotionen.
// Und eigentlich besprechen wir hier ja nur Langformate, aber im Fall von Red City Radio machen wir mal eine Ausnahme. Die aktuelle EP der Jungs mit dem schönen Namen „To The Sons & Daughters Of Woody Guthrie“ besteht zwar lediglich aus fünf knackigen Tracks, aber die haben es in sich. Die Band wildert irgendwo im Grenzgebiet von Hot Water Music und Make Do & Mend und bringt einen mit ihrer Musik schon nach wenigen Sekunden dazu, lauthals mitzugrölen und in Richtung Mosh-Pit abzuwandern. Wer auf handgemachten Emo-Rock der klassischen Sorte steht, sollte unbedingt mal reinhören…
// …und könnte auch bei den Kollegen von For Reasons Of State an der richtigen Adresse sein. Die schwedischen Punkrocker aus Stockholm haben mit „On A Bus Leaving Tirana“ bereits ihr zweites Album veröffentlicht und bewegen sich darauf auf dem schmalen Grad zwischen Gitarrenlärm und melodiösen Passagen. Man hat also reichlich Gelegenheit, so richtig durchzudrehen, während die zehn Songs aus den scheppernden Boxen des heimischen Soundsystems ballern. Alle Vinyl-Liebhaber möchten wir bei der Gelegenheit außerdem darauf hinweisen, dass die Scheibe nicht nur auf CD, sondern auch als limitierte Vinyl-Sonderedition (mit Siebdruck-Cover) erscheint, die lediglich in einer Auflage von 100 Exemplaren in den Handel kommt. Da lohnt sich das schnelle Zugreifen.
// Miaoux Miaoux haben zwar einen äußerst flauschigen Namen, geben sich auf ihrem aktuellen Album aber äußerst kratzbürstig. Die Band ballert ihren Zuhörern dermaßen schräge Synthie-Riffs um die Ohren, dass man das Gefühl hat, M83 hätten die Lust am Experimentieren wiederentdeckt. „Light Of The North“ ist einerseits ein verträumtes Pop-Album, zwischendurch wird aber immer wieder mit dem Presslufthammer hantiert. Immer dann, wenn man es sich gemütlich macht in diesem Dream-Pop-Werk, kommt Mastermin Julian Corrie mit elektronischen Breitseiten um die Ecke gebogen. Das sorgt für eine gehörige Portion an Abwechslung und hievt das Projekt aus dem Stand auf eine Stufe mit den Kollegen von MGMT, deren Mega-Hit „Kids“ demnächst von Miaoux Miaouxs „Better Of Now“ in den einschlägigen Indie-Diskotheken abgelöst werden dürfte.
// Die Sonne lässt sich inzwischen hin und wieder auch mal am Firmament blicken. Da fehlt eigentlich nur noch ein passender Soundtrack. Und weil die Musik einer einzigen Crew auf Dauer doch etwas öda anmutet, weisen wir euch bei der Gelegenheit auf den aktuellen Sampler aus der französischen Hitschmiede „Kitsuné“ hin. Auf „Gildas & Jerry Kitsuné Soleil Mix“ finden sich alle Discohits des vergangenen Jahres in überwiegend neuen Versionen. Ob man nun zu „Reptile“ von den Citizens! im „Goldroom Remix“ herum hüpft oder sich von Housse De Rackets „Chateau“ im JBAG-Modus um den kleinen Finger wickeln lässt. Eines lässt sich nicht bestreiten. Die französischen Protagonisten haben ein Gespür für Atmosphäre. Also Schiebdach auf und Regler hoch. Den Rest erledigen, M83, The Rapture und Metronomy. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?