mit den Bänden Gunslinger Girl, Pluto, Buddha, Das Inferno, Der Selbstmörderclub, Der Boxer und Der Hobbit.
// Eine wirklich gelungene Manga-Reihe erscheint seit geraumer Zeit unter dem Namen „Gunslinger Girl“. Die Geschichte spielt im sonnigen Italien und Macher Yu Aida gelingt es mit gestochen scharfen Zeichnungen, die idyllische Atmosphäre in nahezu bemerkenswerten Bildern zu manifestieren. Darüber hinaus ist „Gunslinger Girl“ aber alles andere als ein verträumtes Märchen, das sich mit der Sonnenseite des Lebens auseinander setzt. Die Reihe dreht sich um eine Gruppe von jungen Mädchen, die allesamt zu Cyborgs umgewandelt wurden. Nun sollen sie für die Regierung die Drecksarbeit erledigen und eine zwielichtige Organisation (die sogenannten „Repubikaner“) bekämpfen. Yu Aida gelingt es dabei die persönliche Geschichte der einzelnen Charaktere mit einer spannenden Story zu verknüpfen, die mit zahlreichen, action-haltigen Szenen gespickt ist.
Als Leser entwickelt man schon nach wenigen Seiten starkes Mitgefühl mit den einzelnen Charakteren, deren persönlichem Schicksal hier (wie auch beim „Neon Genesis Evangelion“) viel Platz zur Entfaltung eingeräumt wird. In den Bänden 2 bis 5 erfahren wir darüber hinaus nicht nur sehr viel Wissenswertes über die Organisation namens „Staatliche Gesellschaft für soziale Wohlfahrt“, für die die Mädchen arbeiten, sondern auch über die Umstände, die zu ihrer Transformation in einen Cyborg führten. Wer auf anspruchsvolle Manga-Unterhaltung mit einer gehörigen Portion Action steht, sollte unbedingt mal reinlesen. „Gunslinger Girl“ punktet mit einer differenzierten Darstellung des Geschehens und einer bewegenden Geschichte, die man am Besten in einem Rutsch genießen sollte. Da ist die Vorfreude auf die nächsten Bände schon jetzt sehr groß.
// Und als wären die vorherigen Bände nicht schon ein echter Augenschmaus gewesen, setzt Naoki Urasawa mit den beiden finalen Bänden seiner Neuinterpretation des Manga-Klassikers „Astro Boy“ von Osamu Tezuka nochmal einen drauf. In den Büchern 7 und 8 kommt es zum großen Showdown zwischen den einzelnen Beteiligten. (Vorsicht Spoiler!) Das Gespenst „Pluto“ (so auch der Name der Reihe) geht um in Form eines Roboter-Mordenden Unbekannten und hat in den vergangenen sechs Bänden sieben hochentwickelte Roboter zu Metallschrott verarbeitet. Noch immer ist unklar, wer oder was Pluto eigentlich ist. Nur eins scheint sicher: er wird auch vor Nummer 8, dem letzten aus der weltberühmten Roboter-Reihe nicht Halt machen. Selbiger wiederum ist eingefleischter Pazifist und hört auf den Namen Epsilon. Womit sich die Frage stellt, was eigentlich im abschließenden achten Band noch passieren soll, wenn hier schon zum finalen Duell geladen wird. Dann aber geschieht plötzlich etwas vollkommen Unerwartetes und es kommt noch einmal zum Kampf der Giganten. Wir möchten allen Neuneinsteigern in diesem Zusammenhang noch nicht zu viel verraten, aber dem Macher gelingt es ein atemberaubendes Finale aus dem Ärmel zu schütteln. Die brillanten Zeichnungen, die durchdachten Dialoge und die tiefsinnigen Diskussionen darüber, was passiert, wenn man Maschinen dem Menschen immer ähnlicher macht, werden sich in nicht allzu ferner Zukunft wohl noch des Öfteren stellen. Naoki Urasawa aber gelingt es den Maschinen echtes Leben einzuhauchen und so werden zahlreiche Fans sicher noch lange daran zu knabbern haben, dass es mit dem achten Band nun endgültig vorbei sein soll. Wer die Reihe noch nicht kennt: Am besten ihr schnappt euch gleich alle Bände auf einmal, denn „Pluto“ macht süchtig.
// Bereits 1972 ist die Manga-Reihe „Buddha“ zum ersten Mal erschienen. In seinem Werk widmet sich der weltberühmte Autor Osamu Tezuka dem gleichnamigen Begründer der allseits beliebten Weltreligion und beschert seinen Lesern auf diese Weise einen intensiven Einblick in die Geschichte des Buddhismus. Die Handlung des Werks spielt in etwa 2500 Jahre in der Vergangenheit und dreht sich um den Fürstensohn Siddharta Gautama, der zu jener Zeit (erstmals) das Licht der Welt erblickte. So lässt uns der Autor nicht nur am Leben des indischen Thronfolgers teilhaben, welches von Osamu Tezuka in zehn epischen Bänden äußerst humorvoll in Szene gesetzt wurde, er heftet sich auch an die Fersen der beiden jungen Kerle Chapra und Tatta, die zwischen die Fronten zweier verfeindeter Königreiche geraten. Tezakus Werk wurde in diesem Zusammenhang nicht nur mit dem berühmten „Eisner“-Award ausgezeichnet, es zählt inzwischen auch zu den Klassikern des Genres. Neben „Astro Boy“ ist „Buddha“ sicherlich das eindrucksvollste Zeugnis von Osamu Tezukas Fähigkeiten als Zeichner. Beide Reihen haben den Autor weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus berühmt gemacht und sogar Walt Disney zeigte sich einst so verzückt von Tezukas Schaffen, dass er sich höchstpersönlich mit dem Schöpfer dieser Reihe traf. Der „Carlsen Verlag“ hat sich nun dazu entschlossen die Reihe „Buddha“ nochmals im ursprünglichen Wortlaut zu veröffentlichen, ihr solltet also bei Gelegenheit mal im örtlichen Buchhandel vorbei schauen, denn der erste Band namens „Kapilavastu“ steht bereits im Regalen.
// Und nachdem wir bereits von „Renes Meditationen“ aus dem Hause „Rotopolpress“ sehr angetan gewesen sind, möchten wir euch heute auf eine weitere Veröffentlichung des Verlages hinweisen. „Das Inferno“ ist eine Adaption des gleichnamigen Kapitels der so genannten „Göttlichen Komödie“, die den italienischen Dichter Dante Alighieri weltberühmt gemacht hat. In Szene gesetzt wurde das Ganze von dem Illustrator Michael Meier, der gleichzeitig auch ein Gründungsmitglied des „Rotopolpress“-Verlages ist und an der Kunsthochschule in Kassel studierte. Nachdem er bereits 2009 mit dem Sondermann-Preis als bester Comic-Newcomer ausgezeichnet wurde, erscheint nun nach seinem Debüt „Die Menschenfabrik“ sein zweites Buch, das abermals ein großer Augenschmaus ist. Im Gegensatz zu der Adaption von Dantes Geschichte im „Knesebeck“ –Verlag, versucht der Autor die komplexe Geschichte mit einer ordentlichen Portion Humor in nachvollziehbarere Gefilde zu überführen. Das wiederum macht sein „Inferno“ auch für Laien interessant, weil man nicht unentwegt das Gefühl hat, man müsste sich erst noch eine Menge ergänzende Literatur zu Gemüte führen, um den Geschehnissen im Laufe des Werkes zu folgen. So beobachten wir also unseren cholerischen Protagonisten, wie er sich durch die „Scheisshitze“ der Hölle kämpft und sich anschließend den Dämpfen der „Scheissvulkane“ ausgeliefert sieht und kommen mit zunehmender Dauer aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Wer sich Weltliteratur gerne mit einem Schuss Ironie zu Gemüte führt, sollte unbedingt mal reinlesen.
// Eine hochwertige Graphic Novel in Form einer Romanadaption von Robert Louis Stevenson („Die Schatzinsel“, „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Herrn Hyde“) erscheint in diesen Tagen beim „Splitter“-Verlag. „Der Selbstmörderclub“ dreht sich einen sonderbaren, jungen Mann, der einen Prinzen namens Florizel eines Abends zusammen mit seinem Begleiter Oberst Geraldine in einen zwielichtigen Schuppen führt. Dort wird ein bitterböses Kartenspiel gespielt, in dessen weiterem Verlauf jeweils einer der Anwesenden das Zeitliche segnet. Zeichner Eddy Vaccaro gelingt es mit freundlicher Unterstützung von Clément Baloup die gruslige Stimmung des Original-Romans in detailverliebte Zeichnungen zu überführen und das Original um ein paar interessante Nuancen zu ergänzen. So zieht einen das Geschehen schon nach kurzer in seinen Bann und sorgt dafür, dass man das Werk bis zum (bitteren?!?) Ende nicht mehr zur Seite legen möchte. Denn eines ist klar. Wer auf dem Drahtseil zwischen Leben und Tod balanciert, der kann dabei auch ins Wanken geraten. Ob es dem Prinzen und seinem treuen Mitstreiter gelingt aus den Fängen des Selbstmörderclubs zu fliehen, bevor die dunkle Seite vollends von ihnen Besitz ergriffen hat. Es lohnt sich das herauszufinden.
// Die realen Erinnerungen eines Menschen im Rahmen einer Graphic Novel abzuhandeln, ist ein gewagtes Unterfangen. Am Eindrucksvollsten gelang das vor kurzem noch David Small, der seine Kindheitserinnerungen in dem Comic „Stiche“ verarbeitete. Nun erscheint ein ebenso lesenswertes, wie einnehmendes Werk namens „Der Boxer“, das sich mit der Geschichte des polnischen Sportlers Hertzko Haft auseinander setzt. Das Buch umreißt in diesem Zusammenhang nicht nur den Aufstieg des jüdischen Boxers in den USA, sondern auch die dramatischen Ereignisse während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager von Auschwitz. Bereits mit 16 Jahren wurde Hertzko Haft ins KZ gebracht und fortan dazu gezwungen in regelmäßigen Abständen gegen Mithäftlinge im Faustkampf anzutreten. Den bedrückenden Lauf der Ereignisse versucht Autor Reinhard Kleist in schwarz-weißen Zeichnungen nachvollziehen und es gelingt ihm dabei äußerst eindrucksvoll, die einstigen Geschehnisse zu umreißen. Man entwickelt sofort großes Mitgefühl mit dem Protagonisten, welcher über sich selbst einmal gesagt hat: „Nach allem, was ich mitgemacht habe, was kann ein Mann mit Boxhandschuhen mir schon anhaben?“ Wahrscheinlich hat auch diese Einstellung ein großes Stück dazu beigetragen, dass er irgendwann gegen den weltberühmten Boxer Rocky Marciano in den Ring steigen durfte. Wie das Duell der beiden Gegner am Ende ausgegangen ist und sich Hertkos Hafts Leben danach entwickelte? Am besten du schnupperst mal rein.
// Alle Fans von „Herr der Ringe“ dürfen sich nun über eine gelungene Veröffentlichung aus dem Hause J.R.R. Tolkien freuen. Die Vorgeschichte der Trilogie namens „Der Hobbit“ erscheint nämlich in diesen Tagen als Graphic Novel im „Carlsen“-Verlag. Der Illustrator David Wenzel hat sich zusammen mit den beiden Textern Charles Dixon und Sean Deming zusammengesetzt und eine gelungene Adaption des fantasievollen Lesestoffs entworfen. Die Geschichte selbst dreht sich um den kleinen Hobbit namens Bilbo Beutlin, der sich zusammen mit dem Zauberer Gandalf und einer Gruppe von 13 Zwergen auf macht, einen gestohlenen Schatz wieder zu finden. Auf ihrem Weg treffen die 15 Suchenden nicht nur auf monströse Gestalten, sie finden auch einen mysteriösen Ring, der seinem Träger scheinbar übermenschliche Fähigkeiten verleiht. Gleichzeitig aber verändert sich durch das Tragen des Rings auch die Persönlichkeit seines Besitzers und so wird die Reise zunehmend zur Bewährungsprobe für den jungen Hobbit. Auch wenn all jene, die den „Herr der Ringe“ bereits gesehen haben, wissen dürften, wie das Ganze ausgeht, „Der Hobbit“ ist dennoch ein Werk von immenser Strahlkraft und zählt in seiner literarischen Form bis heute zu den Klassikern des Fantasy-Genres. Für die Neuauflage der Graphic Novel wurden derweil mehr als 30 Seiten einer intensiven Neu-Bearbeitung unterzogen, so dass auch diejenigen, welche die Geschichte bereits im Regal stehen haben, nochmal einen Blick riskieren sollten. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.
UND WAS NUN?