mit Büchern von Torsten Schulz, Joachim Meyerhoff, Sarah Khan, Peter Praschl und Marina Weisband.
// Ums Erwachsen-Werden dreht sich auch die Geschichte „Nilowsky“ aus der Feder von Torsten Schulz. Der Filmhochschul-Professor und Autor von „Boxhagener Platz“ macht sich in seinem neuen Werk daran, das Leben des jungen Markus Bäcker ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Der zieht gerade mit seinen alten Eltern in einen Randbezirk von Berlin. Fortan hat er tagein tagaus ein stinkendes Chemiekraftwerk vor der Nase und sieht sich mit vorbeirauschenden Zügen konfrontiert, die immer wieder die Wände um ihn herum zum Wackeln animieren. Dann aber lernt er einen gewissen Nilowsky kennen und erforscht mit ihm zusammen die neue Umgebung.
Was die beiden zusammen erleben, ist nicht nur herrlich amüsant, sondern stimmt einen als Leser auch ein wenig nostalgisch. Dabei gelingt es dem Autor immer die gängigen Klischees zu umschiffen und seinen Lesern ein breites Grinsen aufs Gesicht zu zaubern. Wenn du also auf skurrile Charaktere und hintersinnige Geschichten stehst, lies unbedingt mal rein. Torsten Schulz hat mit „Nilowsky“ das wohl liebenswerteste Buch des Frühlings geschrieben. Da möchte man nach dem Schließen des Buchrückens gar nicht glauben, dass dieses zauberhafte literarische Unterfangen schon wieder zu Ende sein soll.
// Eine wirklich zauberhafte „Coming Of Age“-Geschichte erscheint in der Zwischenzeit unter dem charmanten Titel „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“. Autor Joachim Meyerhoff versteht es sehr gut, die Sehnsucht der Menschen nach der schönen, heilen Welt in jungen Jahren zu bedienen. Abseits der ganzen Nostalgie hält er all den Vergangenheits-Liebenden aber mit seinem Roman auch den Spiegel vor. In seinem Buch dreht sich alles um einen jungen Protagonisten, der als Sohn eines Psychiatrie-Direktors aufwächst. Jeden Tag bekommt er es auf diese Weise mit einer ganzen Menge eigenartiger Menschen zu tun, die langsam aber sicher ein fester Bestandteil seines alltäglichen Lebens werden. So schließt er nicht nur Blutsbrüderschaft mit einem Vierbeiner, sondern wird auch immer wieder von den Schreien der Patienten aus dem Schlaf gerissen. Als er schließlich einem Geheimnis seines Vaters auf die Schliche kommt, wird er endgültig aus der heilen Welt gerissen, die eigentlich nie eine gewesen ist. Der Autor stürzt seine Leser in diesem Zusammenhang immer wieder von einem Extrem ins Andere und sorgt auf diese Weise dafür, dass man bei aller Tragik immer wieder laut loszulachen beginnt.
// Die „Diaphanes-booklet“-Reihe gibt an, dass sie nachliefern möchte, was in DVD-Boxen fehlt. Das funktionierte im Rahmen der bisherigen Veröffentlichungen (u.a. zu den Reihen The Sopranos oder The Wire) außerordentlich gut und so wird das Programm nun um zwei weitere Bände erweitert. Dabei nimmt sich Sarah Khan die renommierte Mediziner-Reihe „Dr. House“ vor, die eigentlich nur am Rande mit den alltäglichen Aufgaben im Krankenhaus zu tun hat. Im Gegensatz zu den klischeebeladenen hiesigen Produktionen, dreht sich alles um einen vielschichtigen Protagonisten, der sich daran macht, seinen Angestellten das selbständige Denken beizubringen. So macht er sie nicht nur darauf aufmerksam, wie man Leute durchschaut, sondern erläutert ihnen auch ihre Rolle als kleine Zahnräder in einem großen System. Weil „House“ immer wieder die privaten Schicksale in den Mittelpunkt rückt, hat man das Gefühl, es mit wirklichen Menschen zu tun haben und so kann jeder Fan kurz nach dem Drehschluss der insgesamt 177 Episoden anhand dieses Buches noch einmal die wichtigsten Stationen der Serie nachvollziehen. Das Thema „Sex And The City“ wird derweil von Peter Praschl aufgegriffen. Der beschreibt in seinem Werk das Lebensgefühl einer Generation von Singles, die sich in Selbstinszenierung (aber auch Selbstversorgung) versucht. Der Autor widmet sich der Reihe aber auch unter gesellschaftspolitischen Gesichtspunkten und schafft es dadurch, das Lebensgefühl einer ganzen Generation treffend auf den Punkt zu bringen. Dabei kommt natürlich auch der humoristische Teil der Serie nicht zu kurz, das Hauptaugenmerk liegt aber trotz aller Komik immer auf den vielschichtigen Charakteren, denen man nur zu gerne bei ihrem Hürdenlauf durchs Leben zuschaut. Wenn du also Serien-interessiert bist und dich etwas eingehender mit dem Objekt deiner Begierde auseinander setzen möchtest, schnupper mal rein. Diese „booklet“-Reihe aus dem Hause „Diaphanes“ ist ganz großes Kino.
// Die Piratin Marina Weisband konnte bereits im Bundesvorstand der deutsche „Piratenpartei“ Erfahrungen im Bereich der Politik sammeln. Nun hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht, dass sich mit demokratischen Prozessen im digitalen Zeitalter auseinander setzt. Im Gegensatz zum sich immer weiter ausbreitendem Zynismus, welcher der Politik von großen Teilen der Bevölkerung entgegen schlägt, versucht die Autorin ihre Leser (bzw. Wähler) an die Hand zu nehmen und sie an ihren Denkprozessen zu beteiligen. Das Ergebnis davon hört auf den Namen „Wir nennen es Politik“ und ist mit jeder Menge interessanter Ideen gespickt. Abseits der gängigen Klischees, die so mancher Politiker immer wieder in Interviews zum Besten gibt, gelingt es Weisband auf diese Weise eine Diskussion anzustoßen, anstatt Selbige schon im Ansatz zu ersticken. Man sollte in diesem Zusammenhang eines allerdings nicht erwarten: einfache Antworten. Denn die Politik hierzulande ist viel zu komplex, um sie mit ein paar treffsicheren Slogans zu umreißen. Weisband geht stattdessen in die Tiefe, lässt zwischenzeitlich auch immer wieder das eine oder andere Fragezeichen im Raum stehen und wirkt gerade deshalb, als könnte man mit ihr auf Augenhöhe diskutieren. Es lohnt sich also mal reinzuschnuppern. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?