mit dem Werk „Der Polarkreis“ von Liza Marklund.

// Liza Marklund ist zurück – und wie! Mit Der Polarkreis, dem ersten Band ihrer neuen Trilogie, beweist die schwedische Bestsellerautorin erneut, dass sie eine Meisterin des skandinavischen Kriminalromans ist. Dieser Roman ist weit mehr als ein klassischer Thriller; er ist ein düsteres, atmosphärisches Puzzle über Freundschaft, Verrat und die dunklen Schatten der Vergangenheit. Schon der Einstieg zieht den Leser in eine unheilvolle, beklemmende Stimmung. In einer nordschwedischen Kleinstadt taucht eine kopflose Leiche auf, eingemauert in einen Brückenpfeiler – ein verstörender Fund, der Jahrzehnte zurückreicht. Schnell wird klar, dass es sich um Sofia handelt, eines der fünf Mädchen, die in den 1980er-Jahren einen Buchklub namens „Polarkreis“ gründeten. Vierzig Jahre später treffen die verbliebenen Frauen wieder aufeinander, und was als Wiedersehen beginnt, entpuppt sich als Abrechnung mit einem Sommer, der für immer ihr Leben veränderte. Marklund entfaltet die Geschichte mit beeindruckender Präzision. Sie springt zwischen den Zeitebenen, zeigt die Mädchen als Teenager in den 80er-Jahren und als erwachsene Frauen in der Gegenwart.
Dabei gelingt ihr das Kunststück, jede der Figuren mit Tiefe und Komplexität auszustatten. Man spürt die Verlorenheit der jungen Frauen, ihre Sehnsüchte, Ängste und die unausgesprochenen Spannungen, die bereits damals in der Luft lagen. Die verschneite, karge Landschaft Nordschwedens bildet dabei eine perfekte Kulisse – kalt, einsam und erbarmungslos, genau wie die Geheimnisse, die im Verborgenen lauern. Besonders beeindruckend ist die psychologische Finesse, mit der Marklund die Dynamik der Gruppe beschreibt. Was zunächst wie eine enge Freundschaft wirkt, entpuppt sich nach und nach als toxisches Geflecht aus Eifersucht, Machtspielen und ungesagten Wahrheiten. Jede der Frauen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, und die Enthüllungen, die Stück für Stück ans Licht kommen, sind schockierend und zugleich erschreckend nachvollziehbar. Die Autorin versteht es meisterhaft, Spannung aufzubauen, ohne auf plakative Effekte zu setzen. Die Handlung entwickelt sich langsam, aber unaufhaltsam, und jede neue Information verändert das Bild, das man sich von den Geschehnissen gemacht hat. Besonders fesselnd ist, wie Marklund es schafft, das Verbrechen in einen größeren gesellschaftlichen Kontext einzubetten. Es geht nicht nur um Mord, sondern auch um Rollenbilder, Erwartungen und die subtilen Mechanismen, die junge Frauen in eine bestimmte Richtung drängen. Der Polarkreis ist ein Roman, der nachhallt. Er spielt mit Erinnerungen und Wahrheiten, mit Schuld und Reue, und lässt den Leser mit der Frage zurück, wie viel wir wirklich über die Menschen wissen, die uns am nächsten stehen. Ein packender Auftakt einer vielversprechenden Trilogie – düster, bewegend und absolut lesenswert.
UND WAS NUN?